Hamburg. In wenigen Tagen soll das Betreuungsgeld starten, es gibt aber bislang kaum Anträge von Familien. In manchen Bundesländern sind laut Medienberichten gar keine eingegangen. SPD-geführte Ministerien wollen keine Werbung für die von der CSU durchgesetzte Leistung machen.

Wenige Tage vor dem Start des Betreuungsgeldes sind offenbar erst wenige Anträge auf die neue Familienleistung eingegangen. Wie das Magazin "Spiegel" am Sonntag vorab berichtete, zählte Thüringen bislang keinen einzigen Antrag, Mecklenburg-Vorpommern kommt auf nur 44 Anträge. Auch in Rheinland-Pfalz "kann von einem Ansturm keine Rede sein", sagt eine Mainzer Regierungssprecherin dem Magazin.

Ein Grund für das geringe Interesse ist dem Bericht zufolge, dass die SPD-geführten Ministerien in den jeweiligen Bundesländern nicht für die von der schwarz-gelben Koalition durchgesetzte Leistung trommeln mögen, die ab 1. August bezogen werden kann. "Wir lehnen das Betreuungsgeld nach wie vor ab und tun unsere Pflicht, aber mehr nicht", sagte die rheinland-pfälzische Regierungssprecherin dem Magazin. Aus dem Thüringer Sozialministerium hieß es demnach, "warum sollten wir extra für eine Sache werben, der wir skeptisch gegenüber stehen?"

Betreuungsgeld "an den Bedürfnissen der meisten Familien vorbei"

Die geringe Zahl der Anträge zeige, "dass das Betreuungsgeld an den Bedürfnissen der meisten Familien vorbeigeht", sagte die Sozialministerin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD), dem "Spiegel".

In Bayern setzt hingegen das Sozialministerium von Christine Haderthauer (CSU) auf eine Werbekampagne: 55.000 Haushalte erhielten einen Flyer, ein Info-Telefon wurde eingerichtet, zudem wurden die berechtigten Familien angeschrieben. Bis Ende voriger Woche erhielten laut "Spiegel" 2755 Haushalte im Freistaat fast vollständig ausgefüllte Anträge. Rund 500 Anträge seien schon zurückgeschickt worden, sagte eine Ministeriumssprecherin.

Das Betreuungsgeld soll an Eltern gezahlt werden, die ihre kleinen Kinder nicht in eine staatlich geförderte Kita geben. Vorgesehen ist eine Zahlung von zunächst 100 Euro, später 150 Euro im Monat. (afp)