Berlin. Wegen des Verdachts der Gründung eines rechtsextremen “Werwolf-Kommandos“ hat es am Mittwoch Razzien in drei Bundesländern sowie in der Schweiz und den Niederlanden gegeben. Die Bundesanwaltschaft ließ Wohnungen und Geschäftsräume durchsuchen.

Staatsanwälte und 50 Beamte von Bundes- und Landeskriminalämtern sowie Anti-Terror-Einheiten der Schweiz und der Niederlande sind in den frühen Morgenstunden massiv gegen eine mutmaßliche rechtsextreme „Werwolf“-Gruppe vorgegangen, die Terror-Anschläge geplant haben sollen.

In den Nachbarländern und in Hamburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern wurden aufgrund eines Beschlusses des Ermittlungsrichters am Bundesgerichtshof elf Wohnungen, Geschäftsräume und in der Schweiz sogar Gefängniszellen durchsucht. Auftrag an die Fahnder: Beweismittel, vor allem auch Computerdaten, für konkrete Terror-Pläne wie Bombenanschläge sicherzustellen.

„Die Beschuldigten sind verdächtig, ein rechtsextremistisches ‚Werwolf-Kommando’ gegründet zu haben. Ziel der Vereinigung soll es gewesen sein, das politische System der Bundesrepublik Deutschland zu beseitigen“, heißt es in einer Erklärung der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Insgesamt geht es um etwa sechs Verdächtige. Ermittelt wird wegen der Gründung einer rechtsterroristischen Vereinigung. Werwölfe waren gegen Ende des 2. Weltkrieges junge Nazis, die eine Art Guerilla-Krieg gegen die anrückenden alliierten Truppen führen sollten.

Erste heiße Spur nach spektakulärer Gewalttat

Noch räumen die Bundesanwälte ein: „Tatsächliche Anhaltspunkte für konkrete Anschlagsvorbereitungen haben die Ermittlungen bisher nicht ergeben“. Auch Festnahmen sind heute bisher nicht erfolgt. Es gibt aber wohl belastende Zeugenaussagen. Die erste heiße Spur hin zu der Gruppe haben die Ermittler schon im Frühjahr nach einer spektakulären Gewalttat aufgenommen.

Zürich, Anfang Mai. Der bekannte und schon wegen rechter Gewalt-Straftaten mehrfach verurteilte Sebastien N. schießt im Szene-Stadtteil Niederdorf vor einem McDonalds-Restaurant einen jungen Mann nieder. N., der ein SA-Tatoo auf dem Unterarm trägt, flieht zum Bahnhof und steigt in einen Zug Richtung Deutschland, wo in Buchholz in der Nordheide Gesinnungsgenossen und seine Freundin lebten.

Als der ICE 992 48 Stunden später mitten in der Nacht in Hamburg-Harburg eintrifft, erwarten ihn 40 Polizisten, teils mit Maschinenpistolen bewaffnet, schon auf dem Bahnsteig und nehmen ihn fest, um ihn später an die Schweiz auszuliefern. Im Rucksack von N. finden sie eine scharfe Waffe.

Kontakte zu „Weiße Wölfe Terrorcrew“

Nach Schweizer Medienberichten hat Sebastien N. in Hamburg Kontakt zu einer Gruppe gehabt, die sich „Weiße Wölfe Terrorcrew“ nennt. Sie werde vom deutschen Verfassungsschutz beobachtet – als Organisation, die eine deutliche Affinität zur Gewalt hat und ein sehr niedriges Durchschnittalter.

Von Mai an hat die Gruppierung, bei der N. Unterschlupf suchen wollte, offenbar unter Beobachtung gestanden. Die Kommunikation der Verdächtigen untereinander zu knacken muss laut Bundesanwaltschaft wohl schwierig gewesen sein: „Um konspirativ kommunizieren zu können“, sollen sie ein „elektronisches Verschlüsselungsprogramm“ entwickelt haben, heißt es in der Erklärung aus Karlsruhe.