Herne. . Ein Neonazi-Konzert mit 300 Besuchern löste die Polizei am Samstagabend in der „Partyscheune“ in Herne-Baukau auf. Der Veranstaltungsort war aber offenbar erst kurz vor dem Konzert bekannt geworden. Der Vermieter der Halle erfuhr erst am Sonntagmorgen durch die WAZ davon – und fiel aus allen Wolken.

Die Polizei hat am späten Samstagabend ein Neonazi-Konzert mit rund 300 Besuchern in der „Partyscheune“ an der Juliastraße aufgelöst. Kurz vor 23 Uhr umstellten 150 Einsatzkräfte der Polizei das in unmittelbarer Nähe zum Real-Markt gelegene Veranstaltungsgelände in Baukau-West. Nach dem erzwungenen Konzertabbruch nahmen die Beamten die Personalien aller Gäste auf und erteilten ihnen einen Platzverweis.

Bei dem Zugriff an der Musik- und Eventhalle wurde Widerstand geleistet, ein Besucher verletzte sich. „Insgesamt herrschte bei den Konzertteilnehmern eine latent aggressive Stimmung“, so die Einsatzleitung. Erst gegen 4 Uhr konnte die Polizei den Einsatz beenden.

Der ebenfalls in der Halle anwesende Vize des Landesverbandes der rechtsextremen Partei „Die Rechte“ habe das Konzert als Parteiveranstaltung bezeichnet, berichtete die Polizei weiter.

Ermittlungen dauern an

Das antifaschistische Internet-Forum „Braunraus“ hatte bereits vor zwei Wochen gemeldet, dass die rechtsextreme Szene am Samstag, 6. Juli, im Ruhrgebiet ein Solidaritätskonzert für den 2012 verbotenen „Nationalen Widerstand“ plane.

Der Veranstaltungsort war aber offenbar erst kurz vor dem Konzert bekannt geworden. Die Polizei hatte über einen Flyer im Internet davon erfahren. „Hierdurch ergab sich der konkrete Anfangsverdacht einer Straftat im Sinne § 20 des Vereinsgesetzes“, erklärte die Polizei. Der Vorwurf lautet: Unterstützung einer verbotenen Vereinigung. Ob sich dieser Anfangsverdacht bestätigt hat, lässt sich noch nicht sagen; die Ermittlungen dauern an. Nähere Auskünfte waren am Sonntag von der zuständigen Dortmunder Polizei nicht zu bekommen.

Insgesamt drei rechte Bands waren für das Konzert angekündigt worden – eine aus NRW, eine aus Schleswig-Holstein und eine aus Bayern. Am Sonntagmorgen war an der „Partyscheune“ vom nächtlichen braunen Spuk nicht mehr viel zu sehen. Nur vereinzelte Aufkleber der Partei „Die Rechte“ zeugten von der Großveranstaltung am Vorabend.

Vermieter der "Partyscheune" wurde vom Veranstalter getäuscht 

Für eine „Überraschungs-Geburtstagsparty“ habe ein Paar die „Partyscheune“ vor Wochen angemietet, berichtet Eigentümer Otto Schön am Sonntag auf WAZ-Anfrage. Diese „Überraschung“ ist gelungen. Die einem Getränkemarkt angeschlossene Halle wird seit über 20 Jahren für Veranstaltungen vermietet.

„Partyscheune“-Vermieter Otto Schön war gerade auf dem Weg in seinen Kroatien-Urlaub, als er am Sonntagmorgen durch den Anruf der WAZ Herne von der Neonazi-Veranstaltung in seiner Halle erfuhr. Seine erste Reaktion: „Das gibt’s doch gar nicht. Diese Saubande!“

Er sei gelinkt worden, sagt der Herner. Ein Mann und eine Frau hätten die „Partyscheune“ schon vor Wochen für eine „Überraschungsparty zu einem runden Geburtstag“ angemietet.

Schulaktionen gegen Rechts und Rassismus

Vor solchen „Überraschungen“ sei kein Veranstalter gefeit: „Dagegen hat man kaum eine Chance“, so Schön.

Es sei nicht das erste Mal, dass er derart getäuscht worden sei: Bereits vor zwölf Jahren hätten Rechte die Eventhalle unter Vorspiegelung falscher Tatsachen angemietet, berichtet er. In zwei weiteren Fällen in den Jahren 2004 und 2006 hätte er dies jedoch verhindern könne: „einmal sogar kurz vor einer Silvesterparty.“

Er sei in Herne bekannt dafür, betont Otto Schön, dass er rechtes Gedankengut strikt ablehne: „Ich habe auch schon mehrere Schulaktionen gegen Rechts und Rassismus gesponsert.“