Washington. Im umstrittenen Strafprozess gegen den russischen Oppositionsführer Alexej Nawalny hat die Anklage wegen Untreue sechs Jahre Gefängnis ohne Bewährung gefordert. Nawalny habe als Berater einer Holzfirma bewusst Eigentum des Unternehmens veruntreut, sagte Staatsanwalt Sergej Bogdanow am Freitag der Agentur Interfax zufolge in seinem Plädoyer. Nawalny hatte die Vorwürfe mehrfach als Inszenierung des Kremls zurückgewiesen.

Im Prozess gegen Russlands einflussreichen Regierungsgegner Alexej Nawalny hat die Staatsanwaltschaft eine sechsjährige Haftstrafe in einem Arbeitslager gefordert.

Der Strafantrag der Ermittlungsbehörden an das Gericht in der Stadt Kirow, rund 900 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Moskau, sehe auch eine Geldbuße von einer Million Rubel (gut 23.000 Euro) vor, schrieb Nawalny am Freitag im Kurznachrichtendienst Twitter. In dem Mitte April angelaufenen Prozess wird Nawalny beschuldigt, die Regionalregierung in Kirow durch zu billige Holzverkäufe um umgerechnet rund 400.000 Euro geprellt zu haben.

Nawalny soll dafür seine Kontakte als damaliger Regierungsberater ausgenutzt haben. Bei einer Verurteilung würde er auch das Recht auf eine politische Betätigung verlieren. Die Opposition und der Westen sehen den Prozess gegen die Galionsfigur der Protestbewegung als weiteren Versuch von Präsident Wladimir Putin, seine politischen Gegner auszuschalten. Nawalny deckte nicht nur mehrere Korruptionsfälle auf, er gehörte auch zu den Anführern der Massenproteste gegen die Parlamentswahl Ende 2011. (dpa)