Oberhausen. . Jugendliche aus dem Ruhrgebiet, die bald zum Weltjugendtag nach Rio fliegen, sind angesichts der Massenproteste dort kaum besorgt. Eher äußern sie Sympathien für die Ziele der Massenproteste.
Während in Rio de Janeiro und anderen brasilianischen Städte mittlerweile beinahe allabendlich Massendemonstrationen und teils gewalttätige Proteste laufen, bereiten sich rund um den Globus Hunderttausende Jugendliche vor, um in vier Wochen in Rio den katholischen Weltjugendtag zu feiern. „Ich versuche schon, die Nachrichten aus Brasilien intensiv zu verfolgen“, sagt die Mülheimerin Kathi, die zusammen mit ihrem Freund Alex zu der 46-köpfigen Gruppe gehört, die aus dem Bistum Essen nach Rio fliegt.
Ihre Mutter sei schon ein wenig besorgt, seit Zeitungen und Fernsehen über die Demonstrationen am Rande des Confed-Fußballturniers berichten, sagt die 22-Jährige am Rande eines letzten Vorbereitungstreffens der Gruppe in der Oberhausener Jugendkirche „Tabgha“. Sie sei jedenfalls „ganz zuversichtlich, dass alles gut geht“.
„Dinge, die ich auch fordern würde“
Auch die Duisburger Thorsten und Michael haben „keine Angst“ angesichts der Bilder aus Rio. „Die Leute, die dort protestieren, sind doch Leute wie du und ich“, sagt Thorsten. Und sie forderten „Dinge, die ich auch fordern würde“. Michael betont zudem: „Bislang sind die Proteste größtenteils friedlich gelaufen“.
Ana Cláudia Abi-Ramia-Koza soll den jungen Leuten letzte Sicherheitstipps vor dem Abflug geben. Sie ist in Rio geboren, arbeitet heute beim Essener Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat und betont: „Es ist gut, dass die Demonstrationen jetzt stattfinden.“ Das schärfe die Sinne der Teilnehmer, in Rio auf sich zu achten – „und es schärft die Sinne der Sicherheitskräfte“.
Jugendpastor Stefan Wiesel, Leiter der Gruppe, ist ebenfalls „froh, dass die Demonstrationen jetzt passieren – und, dass sie passieren“. Während eines längeren Brasilien-Aufenthalts hat er selbst Korruption und Verschwendung im Vorfeld der Fußball-WM erlebt. „Dass die Menschen in Brasilien auf die Straße gehen, freut mich.“
Mit rund zwei Millionen erwarteten Besuchern dürfte das katholische Jugendtreffen mit Papst Franziskus das teilnehmerstärkste der kommenden Weltereignisse in Rio sein – noch vor WM (2014) und Olympia (2016).
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Als „Carioca“ – so nennt man Rios Einwohner – versteht Abi-Ramia-Koza es als „Abmahnung“ der an sich sehr fußballverliebten Brasilianer an ihre Regierung, schon ein Jahr vor der WM zu demonstrieren. „Viele sind der Meinung, das ist jetzt notwendig, weil jetzt die Welt hinschaut“, berichtet sie von Freunden und Verwandten aus Rio – „der schönsten Stadt der Welt“, wie sie den Jugendlichen zum Abschluss mit auf den Weg gibt.