Istanbul. Der Polizist, der in Ankara einen tödlichen Schuss auf einen Demonstranten abgegeben hatte, ist vorläufig aus dem Gefängnis entlassen worden. Das Gericht begründete die Entscheidung damit, dass dem derzeitigen Stand der Ermittlungen noch von Notwehr ausgegangen werde.
Ein türkischer Polizist, der bei heftigen Protesten in Ankara einen Demonstranten erschossen haben soll, ist aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Das in der Hauptstadt zuständige Gericht habe am Vortag entschieden, dass der Polizist nach dem Stand der Ermittlungen in Notwehr gefeuert habe, berichteten türkische Medien am Dienstag. Er wurde deswegen bis zur Verhandlung auf freien Fuß gesetzt.
In der Türkei gab es mehrere Demonstrationen gegen die Entscheidung. Die tödliche Verletzungen des Demonstranten Ethem Sarisülük ist auf einem Video dokumentiert. Ihm war in den Kopf geschossen worden. Er lag mehrere Tage in einem Krankenhaus und wurde dann für hirntot erklärt.
Heftige Kritik an der Polizeiführung
In der Türkei hatte es heftige Kritik daran gegeben, dass die Polizeiführung die Identität des mutmaßlichen Schützen zunächst nicht preisgeben wollte. Er wurde dann doch in Gewahrsam genommen. Die Protestbewegung fordert eine Bestrafung von Verantwortlichen für Polizeigewalt.
Eine Videoaufnahme zeigt, wie ein Polizist in Ankara auf einen am Boden liegenden Demonstranten eintritt und dann in ein Handgemenge mit Steine werfenden Demonstranten zu geraten droht. Er feuert aus seiner Waffe und rennt dann mit aufgesetztem Helm und dem Gürtel hängenden Gummiknüppel weg.
"Ich hatte Angst, dass sie mich lynchen"
Die Demonstranten hätten ihn attackiert, zitierte die Zeitung "Hürriyet" den Angeklagten. "Sie nahmen meinen Helm und meinen Knüppel. Sie griffen mich an und traten mich. Ich hatte Angst, dass sie mich lynchen. Um mich zu schützen feuerte ich in die Luft", habe der Polizist erklärt. (dpa)
Stiller Protest im Stehen