Luxor/Kairo. Sieben Muslimbrüder und ein Mitglied der einstigen Terrorgruppe Gamaa Islamija hat Ägyptens Präsident Mohammed Mursi zu Gouverneuren ernannt. Der radikale Islamist Adel Asaad al-Chajat soll Gouverneur in der Touristen-Stadt Luxor werden. Liberale Parteien und Tourismus-Verbände schlagen Alarm.

Der ägyptische Präsident Mohammed Mursi hat sieben Muslimbrüder und ein Mitglied der ehemaligen Terrorgruppe Gamaa Islamija zu Provinz-Gouverneuren gemacht. Liberale Ägypter reagierten entsetzt auf diesen "weiteren Schritt hin zu einer vollständigen Machtübernahme durch die Islamisten". Lokale Fernsehstationen übertrugen am Montag die Vereidigungszeremonie im Präsidentenpalast in Kairo.

Vor allem in der südlichen Tempelstadt Luxor schlugen die Wogen hoch, nachdem bekannt wurde, dass Mursi den 52 Jahre alten Adel Asaad al-Chajat zum Gouverneur von Luxor ernannt hat. Al-Chajat stammt aus der Stadt Sohag und ist ein führendes Mitglied der ehemals verbotenen Gamaa Islamija.

Gamaa Islamija gilt als Verantwortliche für Tempel-Massaker 1997

Liberale Parteien und Tourismus-Unternehmer kündigten an, sie wollten Al-Chajat am Dienstag den Zugang zum Gouverneursgebäude verwehren. Gleichzeitig forderten sie die Wiedereinsetzung des bisherigen Gouverneurs Essat Saad. Der Vize-Präsident der Kammer der Tourismus-Unternehmer von Luxor, Mohammed Othman, nannte es skandalös, dass ausgerechnet ein radikaler Islamist für eine Stadt wie Luxor, die vorwiegend von Einnahmen aus dem Tourismus lebt, ausgewählt worden sei.

Die Gamaa Islamija, die inzwischen offiziell der Gewalt abgeschworen hat, ist verantwortlich für zahlreiche Angriffe auf Touristen in den 90er Jahren. Sie gilt auch als Drahtzieherin des Massakers im Hatschepsut Tempel von 1997. Damals hatten sechs Attentäter in dem Tempel 62 Menschen massakriert. Die meisten von ihnen waren Touristen aus der Schweiz und aus Deutschland.

Gegner der Muslimbruderschaft demonstrierten

Der bekannte ägyptische TV-Satiriker Bassem Jussif kommentierte die Ernennung von Al-Chajat mit den Worten: "Oh, der neue Gouverneur von Luxor gehört zur Gamaa Islamija, dann sollten wir die Götzenbilder schnell von dort wegbringen." Für einige Angehörige radikal-islamistischer Gruppen sind die Götterdarstellungen aus der Zeit des Alten Ägyptens "heidnische Kunstwerke", die es zu zerstören gilt.

Seit dem Sturz von Präsident Husni Mubarak 2011 hat es an einigen archäologischen Stätten zwar Fälle von Plünderung gegeben, aber bisher keine mutwillige Zerstörung. In der Oasenstadt Fajjum demonstrierten laut lokalen Medien am Montag Gegner der Muslimbruderschaft gegen die Ernennung. Am Vortag waren bei Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern der regierenden Islamisten in Fajjum 110 Menschen verletzt worden.

Mursi hatte am Sonntagabend insgesamt 17 neue Provinzgouverneure ernannt. Davon gehören sieben der Muslimbruderschaft an, zu der auch Mursi bis zu seinem Amtsantritt 2012 zählte. (dpa)