Kairo/Al-Arisch. . Die Entführung ägyptischer Sicherheitskräfte auf der Halbinsel Sinai wird zum Test für die Islamistenregierung. Ägyptische Truppen wurden in Abstimmung mit Israel in die entmilitarisierte Zone des Sinai gesendet. Eine gewaltsame Befreiung der sieben verschleppten Soldaten und Polizisten deutet sich an.
In Abstimmung mit Israel haben die ägyptischen Streitkräfte am Montagabend Truppen in das Grenzgebiet auf der Halbinsel Sinai geschickt. Das bestätigte ein Sprecher der Sicherheitskräfte der Deutschen Presse-Agentur. Beobachter deuteten den Vormarsch als Vorbereitung einer gewaltsamen Befreiung von sieben Soldaten und Polizisten, die von militanten Islamisten verschleppt worden waren.
Augenzeugen sahen Militärfahrzeuge in der entmilitarisierten Zone
Ägyptische Medien hatten Präsident Mohammed Mursi zuvor mit den Worten zitiert, mit "Verbrechern" könne es keine Verhandlungen geben. Aus Armeekreisen hatte es geheißen: "Unsere Geduld ist aufgebraucht". Augenzeugen sahen Militärfahrzeuge in dem Ort Scheich Suwaid und anderen Bezirken der im Friedensabkommen zwischen Israel und Ägypten festgelegten entmilitarisierten Zone.
Erstes Lebenszeichen der Geiseln tauchte Sonntag in Videobotschaft auf
Die vier Soldaten und drei Polizisten waren am Donnerstag zwischen Rafah und Al-Arisch verschleppt worden. Am Sonntag tauchte ein erstes Lebenszeichen von ihnen auf.
In einem Video baten die jungen Männer Mursi, "die politischen Gefangenen von der Sinai-Halbinsel freizulassen, vor allem Scheich Hamada Abu Scheita". Andernfalls würden sie gefoltert, sagte einer der Soldaten. Die Geiseln sind in dem Video mit verbundenen Augen und erhobenen Armen zu sehen.
Der Islamist Abu Scheita , dessen Freilassung gefordert wird, ist zum Tode verurteilt
Der radikale Islamist Abu Scheita war im September 2012 verhaftet worden. Zuvor war er wegen seiner Beteiligung an einem Angriff auf ein Polizeigebäude in Al-Arisch und an dem Terroranschlag auf Touristen in Taba 2004 in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Unbestätigten Berichte zufolge soll er in der Haft gefoltert worden sein. Sein Bruder Hani Abu Scheita sagte einem ägyptischen TV-Sender, seine Familie habe mit der Entführung nichts zu tun.
Einige Regionen des Sinai sind nach der ägyptischen Revolution der staatlichen Kontrolle entglitten
Unbekannte griffen am Montagmorgen eine Kaserne der ägyptischen Ordnungspolizei nahe dem Gaza-Streifen mit Panzerfäusten an. Keiner der Polizisten sei verletzt worden, sagte ein Sicherheitsbeamter. Die Grenze zum Gazastreifen blieb am Pfingstwochenende geschlossen, weil die Grenzwächter einen Sitzstreik in Solidarität mit den Entführten organisierten. Seit den Massenprotesten, die im Februar 2011 zum Rücktritt von Langzeitpräsident Husni Mubarak geführt hatten, sind einige Regionen im Norden des Sinais der staatlichen Kontrolle entglitten. (dpa)