Teheran. Mahmud Ahmadinedschads Amtszeit endet, sein Nachfolger wird in diesen Tagen gewählt. Über 50 Millionen Iraner sind aufgerufen, einen neuen Präsidenten zu wählen. Sechs Kandidaten stehen zur Wahl. Reformer und Moderate setzen auf einen gemäßigten Kleriker, das konservative Lager ist gespalten.
Im Iran hat am Freitag die erste Runde der Präsidentenwahl begonnen. Mehr als 50,5 Millionen Stimmberechtigte müssen sich bei der Wahl des Nachfolgers von Präsident Mahmud Ahmadinedschad, der nach zwei vierjährigen Amtszeiten nicht mehr antreten darf, zwischen sechs Kandidaten entscheiden. Reformer und Moderate setzen auf den gemäßigten Kleriker Hassan Ruhani, das konservative Lager startet dagegen gespalten mit mehreren Bewerbern ins Rennen.
Die Wahllokale öffneten landesweit um 08.00 Uhr (Ortszeit, 05.30 Uhr MESZ). Sie bleiben regulär zehn Stunden geöffnet, doch kann bei großem Andrang die Wahldauer bis Mitternacht verlängert werden. Bei der Abstimmung werden auch die Gemeinderäte gewählt. Erhält im ersten Wahlgang der Präsidentenwahl keiner der sechs Kandidaten eine absolute Mehrheit, gibt es am 21. Juni eine Stichwahl zwischen den beiden Bestplatzierten. Mit ersten Ergebnissen wird am Samstag gerechnet.
Ayatollah Ali Chamenei ruft zur regen Wahlbeteiligung auf
Das geistliche Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei rief im Wahlkampf das Volk zur regen Beteiligung auf, gab aber wie üblich keine Empfehlung ab. Bei der Stimmabgabe am Freitag drängte er die Iraner erneut, durch eine starke Beteiligung ein "politisches Epos" zu schaffen. Zugleich griff Chamenei die US-Regierung wegen ihrer Kritik an der Wahl an. "Zur Hölle mit Euch", die nicht mit der Weise der Abstimmung einverstanden sind, sagte Chamenei. Das iranische Volk werde tun, was in seinem Interesse sei.
Die US-Außenamtssprecherin Jennifer Psaki hatte am Donnerstag gesagt, "nach internationalem Standard ist diese Wahl nicht frei, fair oder transparent". Die Kandidaten seien durch den nicht gewählten Wächterrat ausgesucht worden, doch würden die Iraner innerhalb des ihnen gelassenen Rahmens eine Wahl treffen, sagte Psaki. Der Wächterrat, ein von konservativen Klerikern dominiertes Gremium prüft im Vorfeld die Eignung aller Bewerber. In diesem Fall wurden nur acht von fast 700 Kandidaten zugelassen.
Konservative Kräfte treten mit drei Kandidaten an
Nach dem Rückzug des Reformers Mohammed Resa Aref haben sich Reformer und Moderate hinter Ruhani versammelt. Der 64-jährige Kleriker erhielt insbesondere die Unterstützung der einflussreichen Ex-Präsidenten Mohammed Chatami und Akbar Haschemi Rafsandschani. Der langjährige Vorsitzende des Nationalen Sicherheitsrats, der in dieser Funktion auch mehrere Jahre die Atomverhandlungen führte, spricht sich für eine Annäherung an den Westen aus und kritisierte die Kontrolle der Presse, des Internets und der Universitäten.
Für die Konservativen gehen der aktuelle Atomunterhändler Said Dschalili, Teherans Bürgermeister Mohammed Bagher Ghalibaf und der langjährige Außenminister Ali Akbar Welajati ins Rennen. Trotz Aufforderungen anderer Konservativer, sich auf einen Kandidaten zu einigen, hielten alle drei an ihrer Kandidatur fest. Außerdem treten der langjährige Kommandeur der Revolutionsgarden, Mohsen Resai, und der einstige Öl- und Kommunikationsminister Mohammed Gharasi an.
Fälschungs-Vorwürfe nach der letzten Wahl
Bei der letzten Präsidentenwahl vor vier Jahren hatte sich dem offiziellen Ergebnis zufolge der konservative Amtsinhaber Ahmadinedschad gegen die Reformer Mir-Hossein Mussawi und Mehdi Karrubi durchgesetzt. Diese warfen den Behörden daraufhin Fälschung vor. Mehrtägige Großdemonstrationen ihrer Anhänger wurden aber von den Sicherheitskräften blutig niedergeschlagen und hunderte Aktivisten, Journalisten und Politiker inhaftiert. Mussawi, Karrubi und dutzende andere Reformer sitzen bis heute in Haft. (afp)