Edmonton. . Nach der Festnahme von zwei Terror-Verdächtigen in Kanada weist die iranische Führung in Teheran jede Beteiligung an Anschlagsplänen auf die kanadische Eisenbahn zurück. Allerdings hielten sich zuletzt immer wieder El-Kaida-Kämpfer im Iran auf.

Die Waggons der Bahngesellschaft Via Rail sind in Kanada ein Klassiker. Vier Millionen Passagiere reisen jedes Jahr in den beschaulichen Zügen durch das Land, um die Weite des riesigen Kontinents zu erleben. Für viele Touristen ist es eine nostalgische Reise wie zu den Glanzzeiten der nordamerikanischen Eisenbahn.

Doch statt einer Traumreise hätten viele Passagiere fast einen Horrortrip erlebt. Am Montag nahm die kanadische Polizei zwei Verdächtige unter dem Vorwurf fest, einen Terroranschlag auf einen der Via-Rail-Züge geplant zu haben. Die beschuldigten Männer im Alter von 30 und 35 Jahren sollen Verbindung zum Terror-Netzwerk El Kaida gehabt und die Anschläge seit mehreren Jahren geplant haben.

Nach Angaben der Sicherheitsbehörden wollten die beiden Männer einen der Züge während der Fahrt vom kanadischen Toronto nach New York zum Entgleisen bringen, womöglich durch eine Bombenexplosion auf einer Brücke. „Bei einem Gelingen des Plans wären unschuldige Menschen getötet oder ernsthaft verletzt worden“, sagte James Maliza von der königlich-kanadischen Polizei.

Verdächtige sollen von El-Kaida-Kämpfern angeleitet worden sein

Bei den mutmaßlichen Tätern handelt es sich um zwei arabisch-stämmige Männer, die sich legal in Kanada aufhalten, ohne jedoch kanadische Staatsbürger zu sein. Chiheb Esseghaier (35) kam laut kanadischen Medien ursprünglich aus Tunesien und war Doktorand in der Provinz Québec. Sein Komplize ­Raed Jaser (30), ein Palästinenser, lebte in Toronto. Die Männer wurden nach Darstellung der Polizei von El-Kaida-Mitgliedern aus dem Iran angeleitet und unterstützt. Von einer Beteiligung des iranischen Staates gehen die Behörden aber nicht aus.

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Auch wenn die iranische Führung gestern jede Verwicklung in die Anschlagspläne zurückwies, hält Guido Steinberg, El-Kaida-Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik, eine Beteiligung für nicht ausgeschlossen. „Im Iran waren in den letzten Jahren immer wieder prominente El-Kaida-Kämpfer unterwegs. Die Führung in Teheran muss sich zumindest die Frage gefallen lassen, ob sie die Terroristen geduldet hat.“

Besonders der Ägypter Saif al-Adel steht im Zentrum der Spekulationen. Der Militärrat und Führer von El Kaida soll zuletzt einige Jahre im Iran verbracht haben. Sein Aufenthaltsort ist unbekannt. Laut Steinberg komme er als Anleiter für die mutmaßlichen Terroristen infrage. An der grundsätzlichen Spur in den Iran zweifelt er nicht: „Ohne Hinweise wie etwa Kommunikationsverbindungen der Verdächtigen in den Iran hätten die Kanadier das nicht behauptet.“

Die Ermittler waren dank mehrerer Tipps aus der muslimischen Gemeinde von Toronto vor über eineinhalb Jahren auf die Spur der Täter gelangt. Sie hatten die beiden Männer nach Angaben der Polizei viele Monate lang beobachtet, bevor jetzt der Zugriff erfolgte. Bei einem Gerichtstermin am Dienstag haben die beiden Verdächtigen abgestritten, einen Anschlag geplant zu haben. Sie bleiben dennoch in Haft.

Viele US-Bürger in den Zügen

Die Bombenpläne sollen laut Behörden sehr konkret gewesen sein, ohne allerdings unmittelbar bevorzustehen, wie es hieß. Offenbar hatten die Beschuldigten lange die Bahnhofsgegend rund um den Bahnhof „Union Station“ in Toronto sowie Bahnstrecken in der kanadischen Provinz Ontario erkundet. Der Anschlag auf den gewöhnlich mit vielen US-Bürgern besetzten Zug sollte offenbar auf kanadischem Boden ausgeführt werden.

Für viele Kanadier ist der vereitelte Anschlag ein Schock. Denn es ist das erste Mal, dass El Kaida jetzt auch ein konkretes Auge auf ihr Land geworfen hat. „Die Verhaftungen zeigen, dass der Terrorismus weiter eine Bedrohung für Kanada darstellt“, sagte der Minister für innere Sicherheit, Vic Toews.