Berlin. . Oft brauchen sie Geld oder fühlen sich noch fit für den Arbeitsmarkt: Die Zahl der Senioren, die jobben gehen, wächst deutlich. Für Sozialverbände ist das ein Zeichen von wachsender Altersarmut - die Deutsche Rentenversicherung weist die Deutung zurück.
Immer mehr Rentner müssen oder wollen sich im Ruhestand etwas dazu verdienen: Ende 2012 zählte die Bundesagentur für Arbeit knapp eine Million Beschäftigte über 65 Jahre – das ist ein Anstieg um zehn Prozent innerhalb eines Jahres. Der Großteil, 812 000 Rentner, übte einen Minijob aus. Hinzu kamen 171 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, die Hälfte in Vollzeit. Selbstständige sind in der Statistik nicht erfasst. Sozialverbände werteten die Zahlen als Beleg für wachsende Altersarmut und forderten eine Korrektur der Rentenpolitik. „Das Absenken des Rentenniveaus hinterlässt Spuren, immer öfter reicht die Rente nicht zum Leben“, erklärte der Sozialverband VdK.
Gemessen an den 20 Millionen Rentnern ist der Anteil der jobbenden Senioren mit fünf Prozent zwar gering – doch der Trend ist deutlich: Im Vergleich zu 2003 ist ihre Zahl um über ein Drittel gestiegen.
Jede zweite Rente liegt unter Hartz-IV-Niveau
Für Aufregung sorgten auch Berichte, nach denen jede zweite Rente unter 700 Euro und damit unter dem Niveau von Hartz-IV einschließlich Wohnkosten liegt. Die „Bild“-Zeitung hatte eine neue Statistik der Deutschen Rentenversicherung (DRV) ausgewertet – alle Alters- und Erwerbsunfähigkeitsrenten zusammengerechnet bekamen 48 Prozent der Rentner im vergangenen Jahr weniger als 700 Euro, unter den Neurentnern waren es sogar 55 Prozent.
Die Rentenversicherung stellte aber klar, die niedrige Rentenhöhe beruhe darauf, dass viele Versicherte – Hausfrauen, spätere Selbständige und Beamte – nur kurze Zeit in die Rentenkasse eingezahlt und entsprechend wenig Ansprüche erwirschaftet hätten. Die Zahlen seien kein Hinweis auf wachsende Altersarmut: Derzeit bezöge nur zwei Prozent der Altersrentner über 65 Jahren neben ihrer Rente Sozialhilfe. Nach Regierungsangaben habe das durchschnittliche Nettoeinkommen eines Ehepaares im Westen bei 2500 Euro, im Osten bei rund 2000 Euro im Monat gelegen. Sozialverbände warnten aber: „Die Altersarmut ist auf dem Vormarsch.“