Ankara. . Das türkische Parlament hat ein Gesetz beschlossen, das den Alkohol aus dem Alltag verdrängt. Selbst in Musikvideos darf nun nicht mehr getrunken werden. Dahinter steht Premier Erdogan – vollzieht er die schleichende Islamisierung des Landes?

Das türkische Parlament hat strikte Beschränkungen für Verkauf und Ausschank alkoholischer Getränke beschlossen. Danach wird der Verkauf von Bier, Wein und Spirituosen künftig zwischen 22 und sechs Uhr früh verboten. In der Umgebung von Moscheen, Kindergärten, Schulen und Universitäten darf gar kein Alkohol mehr verkauft werden. In Fernsehfilmen und Musikvideos dürfen keine alkoholischen Getränke mehr zu sehen sein.

Damit nicht genug. Auf Bier-, Wein- und Schnapsflaschen müssen große Hinweise angebracht werden, die vor den Gefahren des Alkoholkonsums warnen. Die Werbung für Alkohol wird generell verboten. Wer eine Konzession für Verkauf oder Ausschank alkoholischer Getränke haben will, benötigt künftig eine Genehmigung des Ministeriums für Kultur und Tourismus.

„Wir wollen keine verlorene Jugend“

Für Premier Tayyip Erdogan sind die neuen Regeln eine Glaubens- und Herzenssache. Er wettert regelmäßig gegen den Alkohol und sagt: „Wir wollen keine verlorene Jugend, die Tag und Nacht trinkt.“

Die Opposition kritisiert, die islamische Regierung wolle „die Gesellschaft nach ihren eigenen Glaubensgrundsätzen umformen“. Sie verdächtigt Erdogans AKP-Partei, sie verfolge eine „geheime Agenda“, die Islamisierung von Staat und Gesellschaft. Zuvor hatte die AKP bereits das Tragen von Kopftüchern in Unis und Behörden legalisiert.