San Francisco. Philipp Rösler hat ein Problem. Vielleicht weiß er es noch nicht - aber wer ihn bei seiner USA-Reise beobachtet, kann das sehen. Erst fällt der Vizekanzler Bild-Chef Kai Diekmann regelrecht um den Hals, dann lässt er sich im hautengen Joggingshirt ablichen. Beides war entlarvend. Eine Stilkritik.
Meine Güte, was für ein verunglücktes Bild! Fremdschämen möchte man sich. Für den Wirtschaftsminister, der wie ein schlaksiger Oberschüler im Konfirmationsanzug zwischen den mannhaften Pranken des hemdsärmeligen Bild-Chefredakteurs hängt. Hier geht’s nicht um Männerfreundschaft, sagt das Bild. Hier geht’s darum, wer wen im Griff hat. „Komm’ her, mein Junge.“ Körpersprache kann ja so entlarvend sein.
Philipp Rösler hat Kai Diekmann in den USA getroffen. Das ist nicht weiter schlimm. Schlimm ist, dass Rösler offenbar glaubt, in Diekmann einen echten Kumpel zu haben. Er ist da allerdings nicht der erste.
Auch Christian Wulff dachte das mal. Am Ende redete er nur noch mit Diekmanns Mailbox. Ob Rösler das einkalkuliert? Von der Umarmung zum Würgegriff ist es nicht so weit.
Erinnerungen an andere Politiker mit Nähe zur Bild-Zeitung
Das ist das eine. Das andere ist: Déjà vu! Röslers USA-Schnappschüsse erinnern auf peinliche Weise an die USA-Bilder eines anderen jungen deutschen Wirtschaftsministers mit übertriebener Nähe zur Bild-Zeitung. Karl-Theodor zu Guttenberg in Siegerpose auf dem Times Square, Vizekanzler Philipp Rösler im hautengen Jogging-Shirt in San Francisco. Auch das: zum Fremdschämen.
Seine FDP hievt Rösler auf diese Weise jedenfalls nicht über die Fünf-Prozent-Hürde. Dazu müsste schon Rainer Brüderle im hautengen Leibchen die Chefredakteurin der TAZ umarmen. Nein, im Ernst: Wer öffentlich mit der Bild-Zeitung schmust, hat ein Problem. Er weiß es vielleicht nur noch nicht.