Berlin. Die von der “Bild“-Zeitung angekündigte Aktion, zum 60. Geburtstag eine Gratis-Ausgabe an alle Haushalte zu verteilen, stößt nicht nur auf Gegenliebe. 200.000 haben schon Widerspruch eingelegt, obwohl die Aktion noch gar nicht beschlossen ist. Ein Dutzend Demonstranten bekam Brötchen vom Chefredakteur.
Etwa ein Dutzend Kritiker der "Bild"-Zeitung haben vor dem Verlagsgebäude der Axel Springer AG gegen einen möglichen Gratisversand des Blattes an alle deutschen Haushalte protestiert. Vor der Hauptversammlung des Unternehmens machten sie am Mittwoch ihrem Ärger über die Methoden des Boulevardblatts Luft. "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann stellte sich persönlich den Kritikern.
"Wer austeilt, muss auch einstecken können", sagte Diekmann und verteilte Brötchen "zur Stärkung der Meinungsfreiheit" und einen Stapel der linken "tageszeitung". Es werde sichergestellt, dass niemand gegen seinen Willen mit einer Gratisausgabe beliefert werde. Wer keine "Bild" wolle, bekomme auch keine, betonte er.
Noch steht nicht fest, ob es überhaupt eine kostenlose "Bild"-Ausgabe für alle Haushalte gibt
Nach Angaben von Verlagssprecher Tobias Fröhlich wurde noch nicht entschieden, ob zum 60. Geburtstag der Zeitung im Juni tatsächlich bundesweit kostenlose Ausgaben verteilt würden. "Wir sprechen zur Zeit mit Anzeigenkunden und prüfen wirtschaftliche und logistische Aspekte", sagte Fröhlich.
"Es will nicht jeder die 'Bild' in seinem Briefkasten haben, nicht einmal geschenkt", sagte Susanne Jacoby von der Organisation Campact. Nach Angaben der Initiative sind in den vergangenen zwei Wochen rund 198.000 Widersprüche eingegangen. "Dass schon fast 200.000 Menschen der 'Bild' eine Absage erteilt haben, zeigt sehr deutlich, was sie von den Methoden der Zeitung halten", sagte Jacoby.
Kritik an sensationsheischender Berichterstattung und Verletzung von Persönlichkeitsrechten in der "Bild"
Das Blatt berichte oft "sensationsheischend" und verletze regelmäßig Persönlichkeitsrechte. Keine Zeitung werde so oft wegen Verstößen gegen den Pressekodex vom Presserat gerügt. Auf einer Videoleinwand wurden Twitter-Botschaften von Unterstützern der Proteste live übertragen. Die Kampagne wurde von der Initiative "Alle gegen Bild" initiiert und wird von Campact unterstützt. (dapd)