Düsseldorf. . Die NRW-Landesverbände fast aller Parteien verlieren Mitglieder. Ausnahme sind die Grünen, sie wuchsen im vergangenen Jahr um 150 Köpfe. Den stärksten Landesverband mit knapp 143.500 Mitgliedern stellt die CDU, die aber auch die meisten Abgänge verbuchen muss: 4700 in einem Jahr. Und dann gibt es da noch die AfD.
Sie schrumpfen und schrumpfen. Alle Parteien in NRW scheinen von Schwindsucht befallen – fast alle. Überall sinken die Mitgliederzahlen, einzig die Grünen können ihren leichten Aufwärtstrend fortsetzen. Die Piraten haben ihren Zenit ausgerechnet vor der Bundestagswahl überschritten. Den stärksten Landesverband mit knapp 143.500 Mitgliedern stellt die CDU, die aber auch die meisten Abgänge verbuchen muss: 4700 in einem Jahr.
Immerhin wurde nach dem Fiasko bei der Landtagswahl vor einem Jahr mit dem Absturz von CDU-Landeschef Norbert Röttgen der Rückgang unter Nachfolger Armin Laschet etwas gebremst. Seit der neue Vorstand amtiert, hat sich der Saldo zwischen Austritten und Neumitgliedschaften um 20 Prozent verbessert. Die Austritte „aus politischen Gründen“ seien sogar um 57 Prozent zurückgegangen, betont man in der Parteizentrale.
Die Bindungskräfte erlahmen fast überall
Wie die CDU ist auch die SPD stark überaltert. Die wachsende Zahl von Todesfällen wirkt sich besonders negativ in der Statistik aus. „Viele Mitglieder sterben weg“, sagt Parteisprecher Christian Obrok. Zwar gilt der „Agenda-Knick“ als überwunden – nach den Hartz-Reformen unter Kanzler Gerhard Schröder hatten bis zu 9000 Genossen jährlich allein in NRW der Partei den Rücken gekehrt. Doch die Mitgliederzahl sinkt weiter, 2012 um gut 3000. Derzeit haben 125.000 Menschen in NRW ein SPD-Parteibuch. Als die Rau-Partei in den 80er-Jahren boomte, waren es 287.000.
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Allgemein erlahmen die Bindungskräfte der Parteien. Noch nehmen die Grünen eine Sonderrolle ein. Seit ihrem innerparteilichen Konflikt um den deutschen Kriegseinsatz im Kosovo, als viele Ökopaxe die Partei aus Protest verließen, legen sie zu. „Wir wachsen nicht in atemberaubendem Tempo, aber kontinuierlich“, so ein Sprecher. Heute zählen die Grünen an Rhein und Ruhr 12.650 Mitglieder, 150 mehr als vor einem Jahr.
Die FDP spürt den „Lindner-Ruck“ auch in der Mitgliederkartei
In der NRW-FDP ist man stolz, dass man sich bei der Mitgliederentwicklung vom negativen Trend der Bundespartei etwas abgekoppelt hat. „Die müssen mehr kämpfen als wir“, heißt es in Düsseldorf. Der „Ruck“, den die Partei unter Landeschef Christian Lindner mit ihrem Erfolg bei der Landtagswahl spürte, spiegelt sich in Zahlen wider. Der Bestand hält sich trotz eines leichten Minus nahezu stabil. Zuletzt zählte die FDP in NRW 14.830 Mitglieder.
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Bei der Piratenpartei folgt die Abwärtskurve den Umfragewerten – und den Affären und Skandälchen, die sie produziert hat. Seit Jahresende hat die Partei, die sich bei ihrem Einzug in den Landtag vor Zulauf kaum retten konnte, deutlich an Mitgliedern verloren. Während 2012 ihre Mitgliederzahl einen Sprung von 3300 auf 6500 machte, ging sie seither auf 6080 zurück. Erschwerend kommt hinzu, dass nur 41 Prozent der NRW-Piraten ihre Mitgliedsbeiträge pünktlich bezahlen – und damit fast 60 Prozent in der Partei kein Stimmrecht haben.
Die Linken hatten über 1000 Karteileichen
Die Linkspartei hat ihre Probleme mit „Karteileichen“ inzwischen gelöst. Das sagt jedenfalls Parteichef Rüdiger Sagel. Vor einem halben Jahr habe man über 1000 Männer und Frauen aus der Statistik gestrichen, die zwei Jahre ihren Beitrag schuldig geblieben und teilweise nicht mehr ausfindig zu machen waren. Seitdem halte sich der bereinigte Bestand konstant bei 6800. Ihren Rekordwert verzeichnete die Linke, die seit Mai 2012 nicht mehr im Landtag sitzt, vor vier Jahren mit 8800 Mitgliedern.
Einen ähnlichen Auftrieb, wie ihn Piraten und Linke hinter sich haben, erhofft sich die „Alternative für Deutschland“ (AfD). Anfang Mai zählte der Landesverband der Euro-Gegner, der erst im April gegründet worden war, 1700 Mitglieder. „Pro Woche“, schätzt Landeschef Alexander Dilger wohlwollend, „kommen 100 bis 200 hinzu.“ Der Wirtschaftsprofessor aus Münster war zuvor lange Mitglied in der FDP, ehe er sie „enttäuscht“ verließ – nach 23 Jahren.