Solingen/Maintal. Weil er am Rande einer Kundgebung von Pro NRW einen Polizisten angegriffen haben soll, ist ein 26-Jähriger in Solingen zu einer einjährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Der junge Mann soll in einem Pulk von Salafisten auf die Polizei losgegangen sein. Vor Gericht gab er sich ahnungslos.

Nach den Angriffen islamistischer Demonstranten auf Polizisten in Solingen ist ein 26-Jähriger als erster Gewalttäter zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt worden. Das Solinger Amtsgericht sprach den in Afghanistan geborenen Deutschen am Mittwoch wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung schuldig.

Er soll in einem Pulk von Salafisten am 1. Mai 2012 Polizisten angegriffen haben. Die Islamisten hatten gegen eine Kundgebung der rechtsextremen Partei Pro NRW protestiert. Nachdem Pro-NRW-Aktivisten provozierend Mohammed-Karikaturen gezeigt hatten, sollen die Gegendemonstranten auf die Polizei losgestürmt sein.

Angeklagter gab sich ahnungslos

Der 26-Jährige bestritt die Vorwürfe und gab sich ahnungslos. Mit wem er im Auto nach Solingen gefahren sei, wisse er auch nicht mehr, gab er zu Protokoll. Er wisse nicht einmal, was Salafisten seien. Er sei inzwischen auch nicht mehr religiös. Er habe sich lediglich zeitweise verstärkt dem Islam zugewandt, um den Sinn des Lebens zu verstehen. "Sie lügen, das sind Geschichten aus dem Märchenbuch", sagte der Staatsanwalt zu dem Angeklagten.

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Polizisten und Staatsschützer stützten als Zeugen die Darstellung der Anklage. Der 26-Jährige sei Teil eines Pulks gewesen, der die Beamten angegriffen habe. Dabei sei er selbst am Kopf verletzt worden. Er habe den verletzten Angreifer noch selbst versorgt, sagte der Beamte aus, der von dem Angeklagten zuvor angegriffen worden war.

Salafisten waren offenbar auf Gewalt vorbereitet

Die Videokameras der Polizei hatten die Straftat nicht im Blick. Das Getümmel soll von einer Plakatwand verdeckt gewesen sein. Die Salafisten waren offenbar auf Gewalt vorbereitet: Bei dem 26-Jährigen waren ein Unterleibschutz, ein Gebissschutz sowie eine Sturmhaube entdeckt worden. Er war wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Das Gericht hatte mehr als ein Dutzend Zeugen, überwiegend Polizisten, geladen.

Insgesamt hat die Staatsanwaltschaft Wuppertal im Zusammenhang mit den Angriffen vom 1. Mai inzwischen 27 Anklagen erhoben. Zugelassen hat das Amtsgericht bislang zehn Anklagen. An diesem Donnerstag soll der Prozess gegen einen Gegendemonstranten starten, der Polizisten mit einer Fahnenstange attackiert haben soll. (dpa)