Berlin. Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist deutlich gestiegen, die Aufklärungquote lag nur bei knapp 16 Prozent. Das geht aus der neuen Kriminalstatistik hervor. Experten kritisieren die Statistik, nach der Düsseldorf die zweitgefährlichste Stadt Deutschlands ist.

Die Zahl der Wohnungseinbrüche in Deutschland ist stark angestiegen: Die am Mittwoch in Berlin vorgestellte Polizeiliche Kriminalstatistik verzeichnet für 2012 einen Anstieg von 8,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nach Angaben von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) entstehen den Versicherungen durch die Einbrüche Schäden von insgesamt 600 Millionen Euro.

Zudem hätten die Einbruchsdiebstähle oft schwerwiegende Auswirkungen für die Betroffenen, sagte der Bundesinnenminister. Sie empfänden die Einbrüche oft als Eingriff in ihre Intimsphäre und bekämen Angstzustände.

Geringe Aufklärungsquote von knapp 16 Prozent

Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Boris Pistorius (SPD), sprach "von einem sehr unerfreulichen Trend". Der niedersächsische Innenministerplädierte dafür, Einbruchschutz bei Neubauten vorzuschreiben und zum Beispiel stärker gesicherte Balkontüren zur Pflicht zu machen. Über mögliche Mindeststandards dieser Art sei mit den Bauministerien der Länder zu reden. Zudem sei jeder gefordert, sein Eigentum zu schützen. "Das fängt damit an, dass man nicht die Terrassentür gekippt lässt", sagte Pistorius.

Pistorius wies den Vorwurf des Bundes der Kriminalbeamten (BDK) zurück, die geringe Aufklärungsquote von knapp 16 Prozent sei auf den Personalabbau bei der Polizei zurückzuführen. Das Problem bei den Wohnungseinbrüchen sei, dass es hier wesentlich weniger Ermittlungsansätze als bei anderen Delikten gebe.

Gesamtzahl der Straftaten stieg nur leicht an

Die Gesamtzahl der Delikte stieg um 0,1 Prozent an und lag erneut bei knapp sechs Millionen. Die Aufklärungsquote lag ebenfalls fast unverändert bei 54,4 Prozent. Die bereits in den vergangenen beiden Jahren rückläufige Zahl bei den Tatverdächtigen ging erneut zurück, hier gab es einen Rückgang um 0,9 Prozent auf knapp 2,1 Millionen Tatverdächtige. Knapp 27 Prozent davon waren Mehrfachtatverdächtige, die mehr als zweimal als Tatverdächtige polizeilich erfasst wurden.

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Die Polizeiliche Kriminalstatistik bietet jedes Jahr einen Überblick über die Zahl der Straftaten in Deutschland. 2012 wurden demnach wie in den beiden Vorjahren etwas weniger als sechs Millionen Delikte registriert. Auch die Aufklärungsquote blieb fast unverändert bei 54,4 Prozent. Die Zahl der Gewaltdelikte verringerte sich um ein Prozent - auf rund 195 000 Fälle.

Starker Anstieg bei Cyberkriminalität

Einen auffallenden Anstieg um 7,5 Prozent verzeichnete die Polizei bei der Cyberkriminalität, also etwa der Sabotage von Netzen oder dem Ausspähen und Abfangen von Daten. Vor allem die Fälle von Computersabotage schnellten im Vergleich zu 2011 rasant in die Höhe. "Das ist ein Thema, das uns zunehmend beunruhigt", sagte Friedrich. Nach Einschätzung des Bundeskriminalamts ist das Dunkelfeld der Internetkriminalität in Deutschland kaum zu erahnen.

Für Diskussionen sorgte eine Rangfolge der gefährlichsten Städte Deutschlands - basierend auf den Straftaten je nach Einwohnerzahl. Demnach ist Frankfurt am Main die Großstadt mit der höchsten Kriminalitätsrate. Wissenschaftler kürten das Ranking zur "Unstatistik des Monats".

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Weil die Straftaten an der Einwohnerzahl gemessen würden und nicht an der Zahl der Menschen, die sich tatsächlich in einer Stadt bewegten, ergebe dies ein völlig unrealistisches Bild, kritisierten die Professoren und Statistik-Experten Walter Krämer (Dortmund), Gerd Gigerenzer (Berlin) sowie Thomas Bauer (Essen).

Mit dieser statistischen Methode wäre der Vatikanstaat in Rom der gefährlichste Staat der Welt, weil sämtliche Straftaten an und von seinen Millionen Besuchern den 492 gemeldeten Einwohnern angelastet würden, bemängeln die Fachleute.

Ranking "blanker Unsinn"? 

Auch der Düsseldorfer Polizeipräsident Herbert Schenkelberg sagte in Interviews, das Ranking sei "blanker Unsinn". Düsseldorf ist dem Ranking zufolge nach Frankfurt die zweitgefährlichste Großstadt Deutschlands, obwohl sich dort etwa die Zahl der Totschlagsdelikte halbiert hatte.

So würden 300.000 werktägliche Pendler, 21 Millionen Fluggäste, hunderttausende Messebesucher und Durchreisende am Umschlagplatz Hauptbahnhof als Opfer wie als Täter die Zahl der Straftaten in die Höhe treiben. Der Polizeichef plädierte dafür, den "Vergleich von Äpfeln und Birnen" einzustellen, oder ihn "auf andere Füße zu stellen".

Das nordrhein-westfälische Innenministerium hatte auch den Ländervergleich kritisiert, weil er die völlig unterschiedliche Siedlungsstruktur außen vor lasse. Die Mehrheit der Menschen in Nordrhein-Westfalen lebe in großstädtischen Ballungszentren, wo die soziale Kontrolle geringer und die Tatgelegenheiten häufiger seien als auf dem Land.

"In den ländlichen Gebieten Nordrhein-Westfalens ist die Kriminalität ähnlich gering wie in Bayern", hieß es. Dem Ranking zufolge ist NRW das Flächenland mit der meisten Kriminalität. (afp/dpa)