Peer Steinbrück lässt sich beim SPD-Parteitag in Augsburg feiern
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Augsburg. Ungeachtet schlechter Umfragewerte sieht SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück weiterhin gute Chancen, im Herbst Angela Merkel als Kanzlerin abzulösen. “Ich will Kanzler der Bundesrepublik Deutschland werden“, sagte Steinbrück am Sonntag zum Auftakt seiner Rede beim Bundesparteitag in Augsburg - und bekam minutenlangen Jubel.
Die SPD will nach Worten von Kanzlerkandidat Peer Steinbrück den Kapitalismus
bändigen und für eine Wiederbelebung der sozialen Marktwirtschaft in Deutschland
sorgen. Die SPD müsse die politische Kraft sein, die den Grundgesetzartikel
"Eigentum verpflichtet" wieder zur Geltung bringe, sagte Steinbrück am Sonntag
auf dem SPD-Parteitag in Augsburg.
"Wir müssen die politische Kraft sein, die
dem entfesselten Kapitalismus Spiel- und Verkehrsregeln entgegensetzt und
Exzesse vermeidet", rief er unter großem Applaus der Delegierten.
Ein Spekulant
in New York dürfe nie wieder das Ersparte der kleinen Leute irgendwo in
Deutschland gefährden. "Wir stehen für weniger Ellenbogenmentalität, weniger
Ego. Wir stehen für mehr Zusammenhalt, mehr Zusammenstehen."
Claudia Roth im programmatisch rot-grünen Outfit
Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth hat die 600 Delegierten des SPD-Bundesparteitags energisch auf einen rot-grünen Machtwechsel im Bund eingeschworen. "Wir wollen mit Euch zusammen den Politikwechsel schaffen. Und das ist sehr viel mehr als ein Regierungswechsel", sagte Roth als Gastrednerin am Sonntag beim Parteitag in Augsburg. "Dieses Land tickt doch Rot-Grün." Union und FDP bedienten nur Lobbyinteressen. Auch kleidungsmäßig war Roth voll auf der Höhe: Zum roten Oberteil trug sie eine grüne Perlenkette.
Zuvor hatte SPD-Chef Sigmar Gabriel seine Partei auf einen Wahlkampf für mehr soziale Gerechtigkeit in Deutschland eingestimmt. "Wir wollen unser Land nicht länger den Banken und Finanzmärkten überlassen", sagte Gabriel . Es gehe darum, "die Menschen wieder in den Mittelpunkt zu stellen".
Gabriel attackiert Union und FDP
Die SPD wolle "einen neuen Aufbruch wagen, die Märkte endlich wieder bändigen und zur sozialen Marktwirtschaft zurückkehren. Für gute Arbeit müsse es wieder guten Lohn geben. Reiche Steuerhinterzieher nannte Gabriel "die wahren Asozialen dieses Landes".
Scharfe Angriffe richtete Gabriel gegen Union und FDP, die das Land in einer "Koalition des Eigennutzes und des Lobbyismus" regieren würden. Besonders attackierte er Außenminister Guido Westerwelle (FDP), der einen Vergleich zwischen SPD und SED gezogen hatte. Westerwelle habe "den Außenminister abgelegt und zum Vorschein gekommen ist sein wahres Gesicht", sagte Gabriel.
Schwarz-Gelb sei "die Koalition von gestern, die Koalition von morgen ist die Koalition von SPD und Grünen". Den Grünen sicherte er ein Regierungsbündnis auf Augenhöhe zu: "Wir wollen fair und solidarisch miteinander regieren."
Wahlprogramm wird verabschiedet
Klar stellte sich Gabriel ungeachtet schlechter Umfragewerte hinter Kanzlerkandidat Peer Steinbrück. "Peer, die SPD steht geschlossen hinter Dir. Wir wollen mit Dir gemeinsam kämpfen und gewinnen", sagte der Parteichef unter dem Beifall der mehr als 600 Delegierten. Er rief dazu auf, sich nicht von aktuellen Umfragewerte irritieren zu lassen: "Die Wahl ist erst entschieden, wenn die Wahllokale schließen, ab heute geht es erst richtig los." Steinbrück soll am Nachmittag die Hauptrede des Parteitages halten.
Kanzlerkandidat Peer Steinbrück
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Inhaltlicher Schwerpunkt des Parteitages ist die Verabschiedung des Wahlprogramms der SPD. Auch hier stehen die Themen soziale Gerechtigkeit, Bändigung der Finanzmärkte und bessere Bildung für alle im Mittelpunkt. (afp/dpa)
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