Madrid/Berlin. Wichtig ist auf'm Platz: Für viele krisen-geplagte Spanier geht es bei den Champions League -Spielen Dortmund-Madrid und München-Barcelona um mehr als nur Fußball. Sie wollen es den politischen Besserwissern aus Deutschland mal so richtig zeigen.

Zwei deutsch-spanische Duelle in der Champions League – „nur“ ein sportlicher Wettkampf? Für viele Spanier geht es bei den Fußballspielen Dortmund-Madrid und München-Barcelona um mehr. „Jetzt kommen die schrecklichen Deutschen“, kommentierte gestern ein bekannter spanischer Radio-Moderator die Halbfinal-Auslosung stellvertretend für viele Landsleute. „Wir müssen sie schlagen, wir brauchen diese Siege.“

Der Ruf der Deutschen hat im krisengeschüttelten Spanien gelitten. Irgendwie, so hieß es in den Medien, sei das fußballerische Doppel-Duell Teil eines „Kampfes zwischen Spanien und dem Land Angela Merkels“. Zwischen den lockeren Spaniern und den so lehrmeisterlich daherkommenden Deutschen.

"Es geht auch um Ehre"

„Es geht auch um die Ehre“, sagte Javier Lopez (50) in einer Madrider Bar. Darum, das Selbstbewusstsein aufzurichten. Im Land von Massenarbeitslosigkeit und wachsender Armut sind sportliche Erfolge ein Ventil, um den Frust zu bekämpfen. „Tore gegen die Krise“, nennen Psychologen dies. Nach dem Gewinn der Fußball-EM 2012 fiel die Nation in einen tagelangen Rausch. Nun soll der Sieg über die Deutschen die Stimmung aufhellen.

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„Rote Karte für Merkel“ steht auf den Plakaten, die auf Demonstrationen durch Madrids Straßen getragen werden. Die Kanzlerin sei die „Mutter“ des europäischen Desasters, wetterte Spaniens sozialistischer Oppositionsführer Alfredo Perez Rubalcaba dieser Tage: „Sie stürzt alle Europäer ins Verderben.“ Auch Spaniens konservativer Ministerpräsident Mariano Rajoy, der auch nicht mehr gut auf seine Parteifreundin Merkel zu sprechen ist, macht kein Geheimnis daraus, dass er sich sehnlichst einen Sieg von Madrid und Barça gegen die deutschen Spitzenklubs wünscht.

"Fußball-Olymp für uns Fans in Europa"

Deutsche Politiker sehen die Spiele gelassener. Rita Pawelski (CDU), Vize-Chefin der deutsch-spanischen Parlamentariergruppe im Bundestag, etwa glaubt: „Die deutsch-spanische Freundschaft ist so intensiv und gefestigt, dass sie durch ein Finale Dortmund gegen Bayern nicht leiden wird.“ Grünen-Chefin Claudia Roth hält die Spiele für den „Fußball-Olymp für uns Fans in Europa“. Sie freue sich „auf faire Spiele“.