Düsseldorf/Berlin. . Das Umweltbundesamt sagt dem Plastikmüll den Kampf an und fordert ein Ende der kostenlosen Abgabe. Die Grünen plädieren schon länger für eine Abgabe von 22 Cent auf jede Tüte. Doch der Handel wehrt sich und fürchtet eine zusätzliche Milliarden-Belastung.

Im Kampf gegen den Plastikmüll plädiert nun auch das Umweltbundesamt (UBA) dafür, Plastiktüten nicht mehr kostenlos abzugeben. „Es gibt gerade in Bekleidungsgeschäften, Drogeriemärkten und Kaufhäusern keine Bezahlpflicht, daher empfehlen wir, dass diese Tüten nicht mehr kostenlos abgegeben werden“, sagte UBA-Präsident Jochen Flasbarth gestern am Rande einer internationalen Konferenz in Berlin. Noch bis morgen beschäftigen sich dort Fachleute mit der Frage, wie man der zunehmenden Gefährdung der Weltmeere durch Plastikmüll begegnen kann.

Auch die EU-Kommission empfiehlt eine Abgabepflicht auf Plastiktüten oder eine Umweltsteuer. Ein lange diskutiertes EU-weites Verbot von Plastiktüten ist in Brüssel indes aus rechtlichen Gründen vom Tisch. Umweltexperten der EU schlagen vor, ein europaweites Ziel zur Reduzierung von Plastiktüten festzulegen – ähnlich wie beim Treibhausgasausstoß.

Grünen fordern 22 Cent für jede Tüte

Die Grünen fordern für Deutschland eine Abgabe je Tüte in Höhe von 22 Cent, um den Jahresverbrauch von 71 Tüten je Bundesbürger zu senken. Als gelungenes Beispiel gilt Irland. Dort ist laut Umweltbundesamt nach Einführung einer Abgabe von 44 Cent die Zahl der verbrauchten Tüten von 328 pro Einwohner und Jahr auf 18 gesunken.

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Der deutsche Einzelhandel will von einem Verbot der Gratis-Tüten indes nichts wissen. Zumal eine Abgabe, wie sie die Grünen fordern, den Handel nach Berechnungen des Spitzenverbands HDE jährlich gut 1,2 Milliarden Euro kosten würde – Kosten, die sich kaum auf die Kunden abwälzen ließen, fürchtet der HDE. Hauptgeschäftsführer Stefan Genth verwies am Donnerstag in Düsseldorf darauf, dass Deutschland „im EU-Vergleich einen der geringsten Anteile an Plastiktüten hat“. Mit einer Abgabe in Deutschland könne das Problem der „Tütenflut in anderen Ländern“ nicht gelöst werden.

69 Prozent der Deutschen für Verbot von Plastiktüten

Auch international wird die Plastiktüte indes immer stärker bedrängt. Nordirland hat vor wenigen Tagen eine Strafsteuer eingeführt, so wie zuvor Wales. Und in Tansania, Ruanda, Bangladesch, aber auch in Frankreich wurden Plastiktüten verboten. Einem derart radikalen Schritt würde offenbar auch eine Mehrheit der Deutschen zustimmen: In einer „Stern“-Umfrage sprachen sich unlängst 69 Prozent der Befragten für ein Verbot von Plastiktüten aus.