Essen. .

Es gibt einen Firmensong, der auf den Konferenzen des Tupper-Unternehmens immer noch zum Inventar gehört. „I got that Tupper feeling all over me“ heißt es darin. Tupperware-Verkäufer auf der ganzen Welt singen sich mit dieser Zeile Mut an, wenn sie losziehen, um ihr Kunststoff-Geschirr zu verkaufen. Tupperware, wie lieb’ ich Dich. Plastik überall.

Wir leben auf dem „Plastic Planet“, sagt der österreichische Filmregisseur und Autor Werner Boote. Soeben ist sein gleichnamiger Dokumentarfilm in deutschen Kinos angelaufen. Die Entstehungs- und Kulturgeschichte des Plastiks hat der 49-Jährige gemeinsam mit dem Journalisten Gerhard Pretting in ein Buch verpackt und als Untertitel „Die dunkle Seite der Kunststoffe“ gewählt. Das klingt ein wenig nach einem Doku-Thriller von Michael Moore und soll ein bisschen Angst machen. Aus gutem Grund.

Zehn Jahre hat Boote recherchiert, ist auf den Spuren des Plastiks in zwei Dutzend Länder gereist. Am Anfang, so erzählt er, war ein Zeitungsartikel, den er ausgeschnitten hatte und lange mit sich herumtrug. Von Fischen handelte der Artikel. Fische, die vor dem Aussterben standen, weil eine Substanz, die in Kunststoff enthalten ist, sie unfruchtbar gemacht hat.

Plastiksubstanzen sind in unseren Körper eingedrungen

Aus dem Spickzettel ist ein Film und ein über 200 Seiten dickes Buch geworden, dessen Botschaft sich so gar nicht verträgt mit dem Tuppersong: Plastik hat die Welt erobert, und es ist mit seinen Substanzen schließlich auch in die Körper von Mensch und Tier eingedrungen.

Drei Teile hat das provozierende Buch. Im ersten schildert Boote, wie ein „Wundermaterial“ in weniger als 100 Jahren einen Siegeszug rund um den Erdball antrat. Denn ja doch: Plastik ist poppig und praktisch. Kunststoff hilft uns im Alltag, er macht unsere Körper schöner. Teil zwei trägt den Titel „Albträume“ – und um solche geht es: 240 Millionen Tonnen Plastik produzieren wir pro Jahr, und wissen nicht wohin mit dem Müll, der nicht verrottet. Wir vergraben, verbrennen und recyceln. Doch los werden wir ihn nie. In Strudeln treibt Plastikmüll in den Ozeanen, wird in kleine Partikel zermahlen, die das Plankton verdrängen.

Teil drei heißt „Erwachen“ und hebt die Laune, weil es nun um Problemlösung geht. Der Mensch ändere sich, sagt Boote. Doch anders als die Tupperleute hat er ein schlechtes Gefühl: Die Welt, sie wird nie wieder plastikfrei sein.

„Plastic Planet“, Orange Press, 224 Seiten, 20 Euro