Le Castellet. Airbus erhält von den sieben beteiligten Staaten eine neue Frist bis zum Jahresende zur Entwicklung des Airbus-Militärtransportes A400M. Das haben die Verteidigungsminister der beteiligten Staaten inklusive Deutschland beschlossen. EADS-Chef hofft auf Erstflug um die Jahreswende.
Die Abnehmerländer des Militär-Airbus A400M halten trotz jahrelanger Verzögerungen an dem Milliardenprojekt fest. Im südfranzösischen Le Castellet einigten sich die Verteidigungsminister der beteiligten Staaten am Freitag darauf, bis Ende 2009 mit der Airbus-Mutter EADS über die Fortführung zu verhandeln. EADS-Chef Louis Gallois zeigte sich zuversichtlich, dass der A400M «um das Jahresende» seinen Erstflug schafft.
Über drei Jahre hinter dem Zeitplan
Die Entwicklung des A400M liegt wegen Problemen mit der Steuerung der Motoren über drei Jahre hinter dem Zeitplan. Die Länder hätten den Vertrag mit EADS bereits seit April wegen der Verzögerungen kündigen können. Dann aber müsste der Konzern sechs Milliarden Euro an die Bestell-Länder zurückzahlen. Deutschland ist mit 60 Maschinen größter Abnehmer des Militärtransporters.
"Der europäische Wille hat gesiegt», sagte Frankreichs Verteidigungsminister Hervé Morin. Dies sei «eine gute Nachricht für Europa, die europäische Rüstungsindustrie und für die europäischen Armeen». Die Verhandlungen mit EADS würden nach der Sommerpause aufgenommen. Auf einem Treffen Mitte Oktober in Deutschland sollten sie dann abgeschlossen werden. Unterzeichnet werden sollte die Vereinbarung dann im Dezember bei einer weiteren Zusammenkunft im spanischen Sevilla.
Vertragsstrafen wegen Verspätung bleiben offen
Die Verhandlungen würden es den Teilnehmerstaaten ermöglichen, «eine abschließende Entscheidung zu Entwicklung und Produktion des A400M zu treffen», teilte das Bundesverteidigungsministerium in Berlin mit. Die Gespräche würden «auf Grundlage des geltenden Vertrages» stattfinden, was die Möglichkeit von Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) angedrohten Vertragsstrafen wegen der Verspätungen offenhält. Das Ministerium betonte aber, der A400M stelle «einen bedeutenden Eckpfeiler zur Verbesserung der militärischen Lufttransportfähigkeit» dar und trage «wesentlich zur effektiven Ausgestaltung der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik» bei.
EADS nehme die Entscheidung «natürlich sehr positiv» auf, sagte Gallois der Nachrichtenagentur AFP. In den Verhandlungen müssten jetzt «technische Bestandteile geklärt werden, die den Lieferzeitplan und die Standards des Flugzeuges betreffen». Aus Sicht von Gallois kann der Vertrag dabei «weiterentwickelt werden». EADS geht ihm zufolge weiter davon aus, dass die erste Auslieferung drei Jahre nach dem Erstflug erfolgen kannt.
Neben Morin und Jung nahmen an dem Treffen östlich von Marseille auch Ressortchefs aus den anderen Abnahmeländern Großbritannien, Spanien, Belgien, Luxemburg und der Türkei teil. Bisher wurden 192 A400M bestellt, dessen erstes Exemplar eigentlich Ende 2009 ausgeliefert werden sollte. (afp)