Dubai/Paris. Bei Airbus drohen erneut Verzögerungen beim Großraumflugzeug A380. Der Großkunde Emirates aus Dubai erklärte am Dienstag, Airbus habe ihn über das Risiko weiterer Verschiebungen bei der Auslieferung informiert.

Airbus-Chef Thomas Enders sagte, der Zeitplan werde zur Zeit überprüft. Er räumte anhaltende Schwierigkeiten bei der Verkabelung des größten Passagierjets der Welt ein. Die IG Metall forderte angesichts der Probleme, den im Zuge des Sparprogramms Power 8 geplanten Personalabbau bei Airbus zu stoppen.

"Wir haben die Komplexität dieses Flugzeuges eindeutig unterschätzt», sagte Enders in dem von Airbus verbreiteten Interview mit dem Deutschlandfunk und der «Süddeutschen Zeitung». Deshalb seien heute 2000 Deutsche im Endfertigungswerk in Toulouse vor allem damit beschäftigt, nachzuarbeiten, was in Hamburg nicht zeitgemäß erledigt worden sei. «Dass das nicht die effizienteste Art ist zu arbeiten, dass das sehr kostspielig für das Unternehmen ist, das ist nachvollziehbar», sagte Enders. Ob es Verzögerungen geben werde, könne er aber erst nach Abschluss der Überprüfung sagen. Ein Sprecher des Mutterkonzerns EADS sagte, diese werde «eher Wochen als Monate» in Anspruch nehmen.

Ein Emirates-Sprecher sagte, die Gesellschaft sei von Airbus über mögliche Verzögerungen in einem Brief informiert worden. Weitere Angaben machte er nicht. Emirates hat 58 A380 bestellt und ist damit der größte Kunde für die Maschine für 525 Passagiere in der Standardversion. Die Gesellschaft sollte in diesem Jahr ab August die fünf ersten Maschinen erhalten.

Komplexe Aufgabenstellungen

Airbus hatte am 15. Oktober den ersten A380 mit eineinhalb Jahren Verspätung an Singapore Airlines ausgeliefert. Drei weitere Maschinen folgten inzwischen. In diesem Jahr will Airbus insgesamt 13 Maschinen an die Kunden übergeben, 2009 dann 25 und 45 im Jahr 2010. Doch bis heute muss der A380 in der Endfertigung in Toulouse «von Hand» nachverkabelt werden, weil die aus Hamburg angelieferten Maschinen nicht präzise genug gefertigt sind.

Die Probleme zeigten, «wie komplex die Aufgabenstellung beim A380 ist», sagte Daniel Friedrich, Sprecher der IG Metall Küste in Hamburg. Das Sparprogramm Power 8, das neben Werksverkäufen an Zulieferer auch 10.000 Stellenstreichungen vorsieht, sei der falsche Weg. «Wir haben in den kommenden Jahren nicht nur den A380, sondern auch den neuen A350 und den Nachfolger des A320 als große Projekte», sagte Friedrich: «Der Personalabbau ist deshalb nicht akzeptabel und nicht realistisch.»

Die «Wirtschaftswoche» hatte am Wochenende berichtet, die anvisierte Zahl von 13 Auslieferungen des A380 in diesem Jahr werde noch «nahezu» erreicht werden. Doch wenn die Probleme bei der Verkabelung nicht beseitigt würden, sei das geplante Hochfahren der Produktion wohl kaum zu schaffen. Auch der Konkurrent Boeing hat Lieferprobleme mit seinem neuen Langstreckenjet 787 Dreamliner. Bei ihm liegt der US-Konzern nach der letzten Verschiebung in April nun knapp anderthalb Jahre hinter dem ursprünglichen Lieferplan. (afp)