Paris. Der wegen einer Schwarzgeld-Affäre zurückgetretene französische Budgetminister Jérôme Cahuzac hat nach monatelangem Leugnen den Besitz eines Auslandskontos eingeräumt. Er habe zwei Ermittlungsrichtern die Existenz des Kontos bestätigt, teilte Cahuzac in einem Beitrag auf seinem Blog mit.

Schwerer Schlag für die Glaubwürdigkeit der französischen Regierung: zwei Wochen nach seinem Rücktritt hat Haushaltsminister Jérôme Cahuzac eingestanden, dass er mehr als eine halbe Million Euro auf einem Schwarzgeldkonto in der Schweiz liegen hatte. "Ich habe die beiden Richter heute getroffen. Ich habe die Existenz des Kontos zugegeben", zitierte der Radiosender Europe1 am Dienstag aus dem Blog des 60-Jährigen.

Er habe bereits verfügt, dass das gesamte Guthaben von etwa 600.000 Euro auf sein Pariser Konto überwiesen werde, ergänzte der frühere Schönheitschirurg Cahuzac.

"Spirale der Lüge"

"Ich war in einer Spirale der Lüge gefangen und habe mich darin verirrt. Ich bin von Gewissensbissen geplagt", schrieb Cahuzac weiter, zu dessen Hauptaufgaben der Kampf gegen Steuersünder gehörte. Der Minister war am 19. März zurückgetreten, nachdem die Justiz gegen ihn Vorermittlungen aufgenommen hatte. In einem Schreiben hatte der Arzt damals noch seine Unschuld beteuert.

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Der Internetdienst Mediapart hatte im Dezember enthüllt, dass der frühere Arzt bis 2010 ein nicht deklariertes Konto bei der Schweizer Bank UBS hatte. Cahuzac, gegen den nach seinem Geständnis ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde, soll das Konto in einem Telefonat erwähnt haben.

Cahuzac bittet Regierung um Entschuldigung

"Ich bitte den Präsidenten, den Premierminister, meine früheren Regierungskollegen um Entschuldigung für den Schaden, den ich ihnen zugefügt habe", wandte sich der derzeitige Abgeordnete an die Regierung. Cahuzacs Geständnis bringt Präsident François Hollande, der zehn Monate nach Amtsantritt unbeliebter ist als alle seine Vorgänger, noch mehr in Bedrängnis. Der Sozialist hatte im Wahlkampf eine "tadellose Republik" versprochen und auch nach den ersten Medienberichten an dem Minister festgehalten.

Oppositionspolitiker forderten bereits, dass Hollande und Regierungschef Jean-Marc Ayrault zum Fall Cahuzac Stellung beziehen sollen. Im Mittelpunkt steht die Frage, wann die beiden über Cahuzacs Steuerdelikt im Bilde waren. (dapd/dpa)