Palma/Madrid. Von Panik war am Tag nach der neuen Bombenserie auf der Ferieninsel Mallorca zwar nichts zu spüren. Von der Sorge, dass es weitere Anschläge der baskischen Terror-Organisation ETA geben könnte, hingegen schon. Vor allem bei der Polizei, die mit Hochdruck nach den Tätern fahndet.

Spaniens Königin Sofia (l.) und Tochter Cristina beim Spaziergang in Palma de Mallorca. Foto: afp
Spaniens Königin Sofia (l.) und Tochter Cristina beim Spaziergang in Palma de Mallorca. Foto: afp © AFP

In den Urlaubsgebieten Mallorcas patrouillieren so viele Polizisten wie noch nie. Kontrollieren Papierkörbe, in denen die ETA in der Vergangenheit zuweilen Sprengsätze versteckte. Halten nach herrenlosen Rucksäcken und Taschen Ausschau, in denen ebenfalls Bomben verborgen sein könnten. Am Sonntag hatte auch ein Koffer, den ein Reisender in einem Hotel vorübergehend abgestellt hatte, Bombenalarm ausgelöst.

Fehlalarme machen es für die Polizei nicht leichter

„Leider hat es viele falsche Alarme gegeben”, beschreibt Ramon Socias, Statthalter der spanischen Regierung auf Mallorca, die allgemeine Nervosität. Das mache es der Polizei nicht gerade leichter. Und deswegen konnte auch keine der drei Mini-Bomben, die am Sonntagnachmittag in zwei Restaurants und einem Einkaufszentrum in Palma hochgingen, rechtzeitig entschärft werden. Ob eine vierte Explosion in einer Bar im Zentrum Palmas durch Gas oder ebenfalls durch eine ETA-Bombe verursacht wurde, wird noch untersucht.

Die telefonische Warnung der ETA war ohne genaue Ortsangaben erfolgt. Die Sicherheitskräfte wussten nicht, wo sie suchen sollten. Dieses Verwirrspiel war offenbar Teil der ETA-Strategie, Angst und Schrecken zu verbreiten.

Propagandaschlag gelungen

Angesichts der geringen Sprengkraft der Bomben ging es der Bande wohl nicht darum, Touristen zu töten oder großen Sachschaden zu verursachen. Vor allem wollten die Terroristen einen Propagandaschlag landen. Und dies ist ihnen gelungen.

Grafik: ap
Grafik: ap © AP

Ganz nebenbei gelang es der baskischen Terrorgruppe, die Polizei an der Nase herumzuführen. Und zu beweisen, dass die oft totgesagte ETA alles andere als erledigt ist. Mallorca gleicht seit Ende Juli, als ein Kommando im Badeort Palmanova zwei Polizisten tötete, einer Festung. Doch auch die größte Fahndungsaktion und die spektakulärsten Sicherheitsmaßnahmen der Inselgeschichte konnten den neuen Terror nicht verhindern. Eine Demütigung für die Polizei.

Mindestens eine Frau gehört zum Terrorkommando

Einen Tag nach dem neuen Bombenschock wusste die Polizei nur eines mit ziemlicher Gewissheit: Zu dem ETA-Terrorkommando, das auf Mallorca sein Unwesen treibt, gehört wenigstens eine Frau. Denn die drei Sprengsätze von Sonntag waren alle auf Damentoiletten versteckt. Mit Zeitzünder und unter der Deckenverkleidung verborgen. Woraus sich schließen lässt, dass sie schon vor längerer Zeit platziert wurden. Möglicherweise sogar von dem Mordkommando, das in Palmanova zugeschlagen hatte.

Nun lautet die große Frage: Wo verstecken sich die Terroristen? „Wir müssen mit beiden Hypothesen arbeiten: Dass sie noch hier sind. Oder dass sie die Insel bereits verlassen haben”, sagt Regierungssprecher Ramon Socias.

Botschafter: Insel ist weiterhin ein exzellentes Ferienziel

Spaniens König Juan Carlos, der nahe Palma Sommerurlaub macht, setzte seine Ferien ungerührt fort. Spaniens Staatsoberhaupt verkündete: „Dieser Mörderbande wird es nicht gelingen, die Normalität auf der Insel zu beeinflussen”.

Auch der deutsche Botschafter in Spanien, Wolf-Ruthart Born, bemühte sich, die Mallorca-Urlauber zu beruhigen. Die Insel sei weiterhin ein „exzellentes” Ferienziel. Und „wenn der König auf Mallorca ist, dann können die Deutschen auch dorthin reisen”.