Madrid. Nur eineinhalb Wochen nach dem tödlichen Anschlag auf zwei Polizisten sind auf Mallorca erneut zwei Sprengsätze explodiert. Eine weitere Bombe konnte entschärft werden. Die baskische Terrororganisation ETA hatte kurz zuvor per Telefon mehrere Attentate angekündigt.
Mitten in der Hochsaison ist die spanische Ferieninsel Mallorca zum zweiten Mal binnen eineinhalb Wochen Ziel eines Anschlags geworden: In der Hauptstadt Palma de Mallorca explodierten am Sonntag zwei Bomben, eine dritte konnte die Polizei entschärfen. In einem Hotel wurde nach einem möglichen vierten Sprengsatz gesucht, wie die Regierung in Madrid mitteilte. Verletzt wurde niemand, da die Sicherheitskräfte das Gebiet bereits abgeriegelt hatten. Den Detonationen ging eine telefonische Warnung der baskischen Untergrundorganisation ETA voraus.
Die erste Bombe explodierte den Angaben zufolge in dem italienischen Restaurant La Rigoletta an der bei Touristen beliebten Strandpromenade Can Pere Antoni, an der sich Bars und Cafés aneinanderreihen. Sie war in einer Strandtasche in der Damentoilette versteckt, wie der Fernsehsender TVE berichtete. Die Regierung sprach von einer kleineren Bombe, die nur leichten Sachschaden verursacht habe.
Der zweite Sprengsatz detonierte in einer unterirdischen Passage an der Plaza Mayor. Die entschärfte Bombe war in der Bar Enco deponiert. Vor den Anschlägen hatte ein Mann im Namen der ETA in zwei Anrufen bei einem Taxiunternehmen im Baskenland vor Bombenexplosionen gewarnt. Das Restaurant in Palma de Mallorca wurde daraufhin evakuiert.
Erst am 30. Juli waren bei einem Bombenanschlag auf Mallorca zwei Polizisten ums Leben gekommen. Seit dem Attentat galten auf der Insel verschärfte Sicherheitsmaßnahmen.
Außenministerium mahnt Urlauber zur Wachsamkeit
Das Auswärtige Amt in Berlin riet Reisenden vor Ort, Menschenansammlungen zu meiden, die Anweisungen der örtlichen Sicherheitsbehörden zu befolgen und sich umsichtig zu verhalten. Es müsse erneut mit Behinderungen durch Maßnahmen der spanischen Sicherheitsbehörden gerechnet werden, hieß es am Sonntagnachmittag auf der Homepage des Außenamts. Bei weiteren Fragen sollten sich Touristen an ihren Reiseveranstalter oder die Fluggesellschaft wenden.
Ein Ministeriumssprecher sagte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AP, das Konsulat in Palma de Mallorca sei eingeschaltet und bemühe sich um Aufklärung darüber, ob deutsche Staatsangehörige betroffen seien.
Die Fluglinien Air Berlin und Lufthansa erklärten auf Anfrage, es gebe vorerst keine Auswirkungen für ihre Kunden. Die Reiseveranstalter TUI und Thomas Cook sagten, sich zu den Folgen des erneuten Anschlags zu äußern.
ETA-Bekenntnis in baskischer Zeitung
Stunden vor den Anschlägen am Sonntag bekannte sich die ETA zu Attentaten in Spanien mit insgesamt drei Toten und 60 Verletzten. In einem Beitrag in der baskischen Zeitung «Gara», einem Sprachrohr der Untergrundorganisation, bekannte sich die ETA zu vier Anschlägen seit Juni, darunter auch die tödliche Bombenexplosion auf Mallorca vom 30. Juli.
Die ETA kämpft seit Jahrzehnten gewaltsam für die Unabhängigkeit des Baskenlandes im Norden von Spanien und im Süden Frankreichs. Dabei wurden bislang mehr als 820 Menschen getötet. In dem Schreiben vom Sonntag erklärte die Gruppe, «über lange Jahrzehnte den Dialog und eine politische Lösung» des Konflikts gesucht zu haben. Die ETA hatte im Juni 2007 einen im Vorjahr mit der Regierung ausgehandelten Waffenstillstand aufgekündigt. Seitdem schließt Madrid weitere Verhandlungen mit der Gruppe aus. (ap)