Garching/Essen. . Nach jahrelanger Planungs- und Bauzeit geht am Mittwoch in der chilenischen Atacama-Wüste eines der derzeit größten und teuersten astronomischen Projekte der Welt an den Start: Das Observatorium Alma soll ein neues Fenster ins All öffnen und bei der Suche nach dem Ursprung des Kosmos helfen.
Nie zuvor gesehene Bilder von der Geburt der Sterne, der Entstehung von Planeten und Galaxien sowie Spuren der Bausteine des Lebens soll Alma sichtbar machen. In dieser Woche geht das wohl größte und mit etwa einer Milliarde Euro auch teuerste Astronomieprojekt auf der Erde an den Start: Das Superteleskop Alma nimmt in den chilenischen Anden den Betrieb auf.
„Das ist vergleichbar mit dem Übergang vom nackten Auge zum ersten Fernrohr“, sagte der europäische Alma-Projektleiter Wolfgang Wild von der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Garching. Alma steht für „Atacama Large Millimeter Array“ und ist ein Gemeinschaftsprojekt von Wissenschaftlern aus Europa, Nordamerika und Asien.
Was kann Alma?
Es sieht weiter und schärfer in die Tiefen des Alls als jemals zuvor. Der Clou: Das Teleskop besteht aus 66 einzelnen Antennen, die in einer Gruppe angeordnet und mit Glasfaserkabeln verbunden sind. Die empfindlichen Geräte sind beweglich und können in einem Abstand von 150 Metern bis zu 15 Kilometern voneinander platziert werden. So entsteht eine Art „Zoom“ wie bei einer Kamera, um ferne Objekte ins Visier zu nehmen. Ein Supercomputer setzt die Einzelaufnahmen der Teleskope zu einem Gesamtbild zusammen.
Wie funktioniert Alma?
Das Teleskop beobachtet Lichtquellen im für das menschliche Auge nicht sichtbaren Bereich. Licht mit Wellenlängen im Millimeterbereich oder darunter stammt von sehr kalten Objekten im Weltraum wie riesigen Gas- oder Staubwolken, deren Temperatur knapp über dem absoluten Nullpunkt liegt. Hier können die Astronomen verfolgen, wie neue Sterne entstehen und zudem die entferntesten und ältesten Galaxien beobachten. Dabei ist Alma schärfer und hat eine höhere Auflösung als selbst das im Weltraum kreisende Teleskop „Hubble“, teilt die ESO mit.
Wieso in den Anden?
Die Signale aus dem Weltraum werden durch Wasserdampf und Partikel in der Erdatmosphäre abgelenkt. Deshalb benötigen die Astronomen besonders trockene Luft für ihre Beobachtungen. Alma wurde in einer Höhe von 5000 Metern auf dem Chajnantor-Plateau in der Atacamawüste errichtet – einer der trockensten Orte auf der Erde. Und je höher die Himmelsspäher platziert sind, desto besser. „So viele Orte auf der Welt kommen dafür nicht infrage“, sagte Wild.
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Was will man finden?
Alma soll die Forscher den Antworten auf die großen Fragen der Astronomie näher bringen. Wie entstand das Universum, wie bildeten sich Sterne, Galaxien, Planetensysteme – und Leben? Hunderte von Wissenschaftlern haben sich bereits beworben, um einen Blick durch das Superteleskop zu werfen und neue Forschungsprojekte zu beginnen. Einer von ihnen ist der US-Astrophysiker David Winter. Sein Team sucht nach Hinweisen auf eine „zweite Erde“. Nur mit Alma ließen sich Zusammenballungen von Trümmerteilen, die in einer gigantischen Scheibe um einen jungen Stern kreisen, nach Hinweisen auf einen unbekannten Planeten durchsuchen.
Leben im Universum?
Die Suche nach bewohnbaren Planeten, die fremde Sonnen umkreisen, ist stets auch eine Suche nach Wasser in fernen Sonnensystemen. Die Schwärme aus Felsen, Staub und Gas, die um eine Sonne kreisen, enthalten vermutlich auch Reste von Wassereis, Gasen und sogar organischen Molekülen, die Grundbausteine des Lebens.
Süße Entdeckung
Hoffnung macht ein Fund, der einer noch abgespeckten Version von Alma im August 2012 gelang. Ein Forscherteam entdeckte einfache Zuckermoleküle in einer Gaswolke, die eine ferne Sonne umkreist.
Die Erde bei Nacht
Das zeige, so die Astronomen, dass Bausteine des Lebens bei der Entstehung eines neuen Planeten zur rechten Zeit und an der rechten Stelle zu finden sind.