Essen. Meteoriten sind Gesteinsbrocken, die als Abspaltungen von Asteroiden oder Planeten durchs Weltall treiben. Treffen sie auf die Erde, verglühen die meisten in der Atmosphäre. Doch einige überstehen das - und können auf der Erde verheerende Schäden anrichten. Antworten auf die wichtigsten Fragen.
In Russland sind am Freitag nach offiziellen Angaben mehrere Hundert Menschen verletzt worden, als kleinere Gesteinsbrocken aus dem Weltall auf die Erde krachten. Die Meteoriten sollen Dächer zerschlagen haben. Durch ihre Druckwelle sollen zahlreiche Fensterscheiben zerborsten sein.
Wie oft schlagen Meteoriten auf der Erde ein?
Jedes Jahr beobachten Menschen weltweit mehrere Meteoriteneinschläge. Wie viele Fälle es konkret gibt, ist schwer zu schätzen, weil die meisten Meteoriten über unbewohntem Land oder über dem Meer einschlagen. In Kanada haben Forscher über Jahre ein großes Gebiet mit Kameras überwacht und die Zahl der Meteoriteneinschläge beobachtet.
Nimmt man ihre Ergebnisse als Grundlage ergeben sich rund 14 Fälle pro Jahr, in denen Meteoriten über Deutschland einschlagen.
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Was sind Meteoriten?
Durch das Weltall treiben unzählige Gesteinsbrocken sehr unterschiedlicher Größe: von Bruchteilen eines Millimeters bis zu mehreren Metern oder sogar Kilometern. "Das sind Überreste aus der Entstehungsgeschichte unseres Planetensystems", sagt Ralf-Jürgen Dettmar, Professor für Astronomie an der Ruhruniversität Bochum. Diese Meteoroiden und Asteoroiden befänden sich gewöhnlicherweise im äußeren Bereich des Planetensystems. Durch die Anziehungskräfte der Planeten würden einzelne Teile aber immer wieder ins Innere gedrückt, erklärt Dettmar, "Jeden Tag stürzen zig Tonnen davon auf uns ein. Die meisten sind aber so klein, dass wir davon nichts merken."
Zudem verglühen die meisten Gesteinsbrocken beim Eintritt in die Erdatmosphäre vollständig. Nur bei einigen bleibt ein kleiner Rest der ursprünglichen Masse übrig, der dann auf die Erdoberfläche fällt. Diesen Körper nennt man Meteorit.
Der größte bislang auf der Erde gefundene Meteorit ist der Hoba-Meteorit, der vor rund 80.000 im heutigen Namibia eingeschlagen ist. Hoba ist 2,70 Meter lang, 2,70 Meter breit und 90 Zentimeter hoch. Sein geschätztes Gewicht: 50 bis 60 Tonnen.
Das unter Wissenschaftlern "Tunguska-Ereignis" bekannte Phänomen wird ebenfalls auf einen Meteoriten zurückgeführt: Im Juni 1908 kommt es in Sibirien zu mehreren Explosionen. Millionen Bäume werden entwurzelt, die Druckwelle und ein Feuerschein werden noch 500 Kilometer entfernt wahrgenommen. Messgeräte europäischer Wissenschaftler verzeichnen atmosphärische Störungen. Wahrscheinlich ist ein großer Meteorit auf die Erde gestürzt und explodiert, als er in die Erdatmosphäre eintrat.
Wie gefährlich sind Meteoriten?
Je nach Größe können Meteoriten verheerende Schäden anrichten, wenn sie auf die Erde treffen. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein größerer Meteorit auf der Erde landet und dabei auch noch bewohntes Gebiet erwischt, ziemlich gering.
Größere Meteoriten könnten auf der Erde verheerende Schäden anrichten. Im US-Bundesstaat Arizona liegt der berühmte Barringer-Krater. Der Anfang des 20. Jahrhunderts erforschte Krater hat einen Durchmesser von 1200 Metern und eine Tiefe von 180 Metern. Er entstand vor etwa 50.000 Jahren durch den Einschlag eines Meteoriten.
Träfe ein solcher Meteorit auf eine Großstadt, käme es zu einer Katastrophe. Letztendlich sind die Folgen des Einschlags eines größeren Meteoriten kaum abzuschätzen. "Schließlich", gibt Astronomin Mouson zu bedenken, "war es aller Wahrscheinlichkeit ein Meteorit, der das Zeitalter der Dinosaurier beendet hat."
Das Unglück in Russland hat wahrscheinlich kein einzelner Meteorit verursacht, vermutet Martina Mouson von der Walter-Hohmann-Sternwarte in Essen. Eher habe es sich um einen ganzen Meteoritenschauer gehandelt. Wie groß die einzelnen Brocken waren, lasse sich derzeit noch nicht abschätzen. Möglich sei auch, dass ein größerer Meteorit beim Eintritt in die Erdatmosphäre in viele kleine Teile zerplatzt sei, erwägt Dettmar.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Asteroioden "2012 DA 14" und dem Meteoriteneinschlag in Russland?
Experten glauben nicht, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Asteroioden, der am Freitag in relativ kleinem Abstand an der Erde vorbeirauscht, und dem Meteoriteneinschlag in Russland gibt. "Die Flugbahnen passen nicht", erklärt Astronomie-Professor Dettmar.
Lassen sich Einschläge auf der Erde vorhersagen?
Das hängt von der Größe der Körper ab. Durch Teleskope beobachten Experten eher größere Himmelskörper wie Asteroiden. Deren Flugbahnen lassen sich dementsprechend auch relativ präzise vorhersagen.
Kleinere Gegenstände ließen sich zwar prinzipiell auch verfolgen, erklärt Dettmar, doch sei das häufig zu aufwändig. Deshalb habe den Meteoriteneinschlag in Russland auch niemand kommen sehen.
Kann man Meteoriteneinschläge verhindern?
Eine Arbeitsgruppe der ESA beschäftigt sich mit der Frage, ob sich Asteroide, die auf die Erde zu stürzen drohen, mithilfe von Raketen von ihrer Bahn ablenken lassen oder gar zerstören lassen. Ähnliche Forschungsgruppen gibt es bei der US-Raumfahrtbehörde NASA.
Ein solches Vorgehen käme aber nur bei sehr großen Himmelskörpern infrage, die erhebliche Zerstörungen auf der Erde anrichten könnten.