Essen. . Die jüngsten Skandale um Pferdefleisch, „falsche“ Bio-Eier und giftigen Futtermais verunsichern Verbraucher. Alarmiert sind auch Ernährungswissenschaftler, Verbraucherschützer und Politiker. Dutzende Städte unterstützen schon die Vegetarier-Initiative „Donnerstag ist Veggie-Tag“.

Schon in der Antike scharte der Mathematiker Pythagoras Anhänger um sich, die auf Eier und Tieropfer verzichteten. Sie glaubten an die Seelenwanderung, dementsprechend hoch war für sie der Wert tierischen Lebens. Heute stehen moralische und gesundheitliche Gründe im Vordergrund, wenn Menschen auf Fleisch verzichten – oder einfach der Ekel vor Fleisch.

Auch wenn nicht unbedingt weniger Fleisch über den Tresen der Metzgereien geht, so sind Vegetarier längst keine Außenseiter mehr. Kantinen, Restaurants oder Supermärkte stellen sich mehr und mehr auf diese Zielgruppe ein.

Vegetarier, Pescetarier und Frutarier

Die größte Gruppe der Fleischverweigerer, die Ovo-Lacto-Vegetarier, kommen mit diesem Angebot gut klar. Sie verzichten nicht gänzlich auf tierische Produkte: Eier, Milch, Käse, Joghurt und Honig stehen nach wie vor auf dem Speiseplan. Stoffe aus geschlachteten Tieren wie Gelatine oder Schmalz werden allerdings abgelehnt.

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Von Birgitta Stauber-Klein

Für Ovo-Vegetarier sind Eier erlaubt, wenn sie nicht befruchtet sind. Denn dann enthalten sie noch keinen lebendigen Organismus, beim Verzehr wird also kein Lebewesen getötet. Reine Fischesser, die Pescetarier, gehören für die einschlägigen Verbände nicht zu den Vegetariern.

Gar nicht so gesund leben die Pudding-Vegetarier. Zwar streichen sie Fleisch und Wurst von ihrem Speiseplan. Doch sie lieben Fertigprodukte und Süßigkeiten und nehmen dementsprechend zu viel Kalorien zu sich.

Konsequenter ist die Ernährung der Veganer. Sie verzichten selbst auf Honig und lehnen Lederschuhe und Wollpullover ab.

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Seit kurzem macht eine Randgruppe der Vegetarier von sich reden: Die Frutarier. Sie wollen ganz im Einklang mit der Natur leben und weiten den Tötungsbegriff auf Pflanzen wie Karotten, Kartoffeln oder Lauch aus, weil derartige Wurzel-, Knollen-, Blatt- oder Stängelteile beim Ernten zerstört werden. Auf den Speiseplan gehören also nur Früchte, Samen oder Nüsse, Tomaten, Kürbisse und Hülsenfrüchte. Ein Apfel, der vom Baum gepflückt wird, zerstört nicht die Pflanze, lautet die Begründung.

Flexi-Vegetarier leben entspannter

Nach Befragungen gehören nur sehr wenige Menschen zu den Frutariern. Ihnen verdanken womöglich weltweit Computer- wie Smartphone-Nutzer den angebissenen Apfel auf dem Gerät: das Apple-Logo. Denn Apple-Gründer Steve Jobs lebte eine Zeit lang als Frutarier. Über die Anfänge des Konzerns kursiert heute noch das Zitat: „Damals war ich tatsächlich noch Frutarier, aß nur Obst. (...) Ich drohte, das Unternehmen ‘Apple Computer’ zu nennen, falls bis fünf Uhr niemandem ein interessanter Name einfällt. Ich hoffte, die Kreativität anzuheizen. Aber der Name blieb.“

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Viel entspannter leben die Flexi-Vegetarier. Auch sie verzichten auf Fleisch, aber nicht konsequent. Mal ein guter Sauerbraten am Sonntag, mal ein Steak im Restaurant lassen sie sich nicht nehmen. Der Ernährungs-Info-Dienst AID bezeichnet die Anhänger dieser Gruppe „als maßvollen, auf Tierschutz bedachten und sehr qualitätsbewussten Fleischesser“ – also Kunden, von denen Bio-Metzger leben.

Nach einer Forsa-Studie zählen bereits 42 Millionen Deutsche und damit rund 52 Prozent der Bevölkerung zu den Flexi-Vegetariern. Sie verzichten an drei Tagen in der Woche oder häufiger auf den Fleischgenuss.