Essen. Offenbar ist auch nach Rheinland-Pfalz Tierfutter mit krebserregendem Schimmelpilzgift geliefert worden. Woher die Lieferung stammt, ist bisher noch unklar und wird geprüft. Derweil häufen sich die Forderungen nach stärkeren Lebensmittelkontrollen.
Tierfutter mit krebserregendem Schimmelpilzgift ist offenbar auch nach Rheinland-Pfalz gelangt. An zwei Bauernhöfe sei vergiftetes Mischfutter mit Mais ausgeliefert worden, bestätigte eine Sprecherin des Agrarministeriums dem "Trierischen Volksfreund". Die Herkunft der Lieferung sei noch unklar. Kontrolleure der in Trier ansässigen Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) sollten die Betriebe genauer untersuchen. Das Futter werde gegebenenfalls sichergestellt.
Landwirte treffe keine Schuld
Nach dem neuen Futtermittelskandal hat Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied bessere Kontrollen der Hersteller gefordert. Um einen Befall mit Schimmelpilzen auszuschließen, müsse das Futtermittelmischwerk entsprechende Kontrollen machen, zum Beispiel Eingangskontrollen der Rohprodukte, sagte Rukwied der "Rheinischen Post".
Die Landwirte, die das mit gefährlichem Schimmelpilz-Gift verseuchte Futtermittel verfütterten, treffe keine Schuld. Sie müssten davon ausgehen, dass sie Futtermittel in einwandfreiem Zustand geliefert bekämen und hätten keine Chance, einen Schimmelpilz wie Aflatoxin zu erkennen, sagte Rukwied weiter.
Firma wusste bereits im Dezember von Verseuchung
Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch kritisierte die Informationspolitik der Hersteller. Im konkreten Fall habe die Firma offenbar bereits im Dezember gewusst, dass der importierte Mais aus Serbien mit dem krebserregenden Schimmelpilz verseucht war, sagte Vize-Geschäftsführer Matthias Wolfschmidt dem Radiosender NDR Info. Die Behörden seien aber nach Angaben des Unternehmens erst am vergangenen Donnerstag informiert worden.
"Das ist ein Muster, das wir aus der Vergangenheit kennen: dass die Beteiligten der Futtermittelwirtschaft sich erst dann an die Behörden wenden, wenn bestimmte Teile oder auch ganze Lieferungen von Futtermitteln nicht nur eingemischt, sondern auch verfüttert worden sind", erklärte Wolfschmidt. Am Freitag war bekannt geworden, dass rund 10.000 Tonnen aus Serbien importierter, verseuchter Mais als Futtermittel an 3560 Betriebe mit Rindern, Schweinen und Geflügel verteilt wurden.
Rund 1500 qualifizierte Lebensmittelkontrolleure fehlen
Auch der Vorsitzende des Bundesverbandes der Lebensmittelkontrolleure, Martin Müller, hat europaweit intensivere Kontrollen von Lebensmitteln gefordert. "Je größer Lieferungen sind, desto umfassender müssen Proben genommen werden. Dafür brauchen wir Spezialkräfte mit besonderer Qualifikation", sagte Müller der "Passauer Neuen Presse".
Es sei Zeit für eine Entföderalisierung der Lebensmittelkontrollen und eine Bündelung der Kräfte, um die Probleme zentral und mit größerem Fachwissen angehen zu können, sagte Müller. "Uns fehlen in Deutschland 1500 qualifizierte Lebensmittelkontrolleure. Man kann es nennen, wie man will: Wir brauchen eine Art Lebensmittel-Europol. Es ist lange genug geredet worden. Jetzt muss gehandelt werden." Es sei erschreckend, dass solch große Mengen von verunreinigtem Futtermittel überhaupt nach Deutschland gelangen konnten. Bei einem Nicht-EU-Land wie Serbien müsse man besonders genau hinschauen, forderte Müller.
Laut Behörden keine Gefährdung der Verbraucher
Am Freitag war bekanntgeworden, dass 45 000 Tonnen mit Schimmelpilzen vergifteter Futtermais von Serbien nach Deutschland gelangt und 10 000 Tonnen davon weiterverarbeitet worden waren. Nach Angaben der Behörden ist eine Gefährdung der Verbraucher aber unwahrscheinlich. (AFP/dpa/dapd)