Essen. Was für das Ei gilt, gilt noch lange nicht für’s Huhn: Die Rückverfolgbarkeit von Hühnerfleisch ist für den Verbraucher schwierig bis unmöglich. Nur die Lebensüberwachung kann Schritt für Schritt Produktionswege nachvollziehen.
Aus der Region soll es kommen, so wünscht sich der Verbraucher sein Fleisch. Indes: Die Rückverfolgbarkeit von Hähnchen ist für ihn schwierig bis unmöglich. Was inzwischen für das Hühner-Ei gilt, gilt für das ausgewachsene Huhn noch lange nicht. „In der EU ist – anders als etwa bei Rind – eine detaillierte Herkunftskennzeichnung bei Hühnerfleisch nicht vorgesehen“, sagt Sabine Klein von der NRW-Verbraucherzentrale.
Lediglich die Lebensmittelüberwachung kann die Herkunft des Fleischs anhand von Code-Nummern nachvollziehen, allerdings nur Schritt für Schritt bis zum jeweils letzten verarbeitenden Betrieb.
Das ist meist erst einmal der Verpacker. „Von dort können die Überwacher dann mittels Chargennummern den Schlachter ermitteln, und von da dann den Stall herausfinden, aus dem die Hühner kommen“. Bei Fertigprodukten, die Huhn enthalten, sei die Rückverfolgbarkeit noch komplizierter.
Bessere Kennzeichnung als „Symbol, das Vertrauen schafft“
Aus dem Stall in den Schlachthof
Wer Tiere in Massen hält, muss sie auch in Massen abtransportieren und in Massen schlachten lassen. Im Betrieb von Frank Schulze Severing werden alle Hühnchen und Hähnchen im Dunkeln von Saisonarbeitern von Hand in Transportkisten gelesen. Es gibt inzwischen aber auch die maschinelle Methode: Ein Sammelgerät fährt durch den Stall und schiebt die Tiere auf ein Fließband, auf dem sie direkt in die Kiste gefahren werden.
Im Schlachthof werden die Tiere kopfüber an den Füßen in eine Schlachtstraße gehängt. Sie zieht sie zunächst in ein Wasserbad, wo sie mit elektrischem Strom betäubt werden, dann zu einem Messer, mit dem die Hälse aufgeschnitten werden (jetzt tritt der Tod ein). Es folgt der Hautabzug, wo mit heißem Wasser die Federn entfernt werden, dann trennen Klingen Kopf und Füße ab. Zuletzt werden die Körper (von Hand) geöffnet und entweidet.
Seit Jahren fordere die Verbraucherzentrale eine bessere Kennzeichnung, sagt Klein. Denn lokale Herkunft sei für die Verbraucher wichtiger als ein Bio-Siegel. Doch die Industrie sträube sich. „Vermutlich scheuen die Betriebe den Aufwand und die finanzielle Belastung und fürchten, dass dann jeden Tag Verbraucher anrufen und nach der Herkunft ihres gerade gekauften Hühnerbrustfilets fragen“, schätzt Klein. Dabei sei das eher unrealistisch. „Für die Fleischindustrie würde sich eine besser Kennzeichnung durchaus lohnen, als Symbol, das Vertrauen schafft“, findet sie.