Dortmund. . Grüne lassen Schweinefleischproben im Labor testen: Antibiotikaresistente Keime in mehr als jeder sechsten Probe entdeckt. Das Bundesamt für Risikoforschung (BfR) sieht ein Gesundheitsrisiko für den Menschen. Politiker fordern regelmäßige Prüfungen.

Rund 28,3 Millionen Schweine werden in Deutschland gehalten. Die Massentierhaltung birgt große Risiken durch den steigenden Einsatz von Antibiotika. Es können sich antibiotikaresistente Keime bilden, die eine Gefahr für den Verbraucher darstellen.

Um das nachzuweisen haben die Grünen im Dezember in zehn großen Städten (darunter auch Essen und Köln) bei Discountern, Supermärkten und Bäckereien Schweinemett gekauft und von einem Labor untersuchen lassen. Mit erschreckendem Ergebnis: 16 Prozent des für den direkten Verzehr gedachten Metts waren mit antibiotikaresistenten (sogenannten ESBL-bildenden) Keimen belastet.

Massentierhaltung als Brutstätte für resistente Keime

„Antibiotikaresistente Keime auf roh-verzehrtem Fleisch sind eine tickende Bombe. Gefährliche Bakterien wie Salmonellen werden dadurch resistent gegen heute schon seltene Antibiotika. Vor allem die Massentierställe mit ihrem massiven Antibiotikaeinsatz sind Brutstätten für die resistenten Keime“, so der agrarpolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Friedrich Ostendorff.

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Rund 30.000 Menschen sterben jährlich in Deutschland, weil sie nicht mehr vollständig auf die Behandlung mit Antibiotika ansprechen. Die Übertragung von ESBL-bildenden Keimen aus der Nutztierhaltung über Lebensmittel auf den Menschen verstärkt diese Problematik und damit auch die zunehmende Entwertung von Antibiotika.

Unsachgemäßer Einsatz von Antibiotika

Im Schweinemett tauchen die antibiotikaresistenten Keime auf, weil mittlerweile viele Tiere in den großen Mastställen damit infiziert sind. „Ursache ist der massive und häufig unsachgemäße Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung. Die Mastställe sind quasi ein riesiges Trainingsgebiet für Keime, um resistent gegen Antibiotika zu werden“, kritisiert Ostendorff.

ESBL-produzierende Keime galten lange als Problem von Krankenhäusern. Seit 2000 werden sie auch in Nutztierbeständen und in Lebensmitteln nachgewiesen.

„Verbraucherministerin Aigner muss die Grundlagen schaffen, dass das entsprechende Fleisch standardmäßig auf die gefährlichen Keime untersucht wird, damit es dann auch aus dem Verkehr gezogen werden kann. Daneben muss man den Antibiotikaeinsatz in den Ställen stark herunterfahren und das geht nur über kleinere Herden und mehr Platz für die Tiere“, fordert Bärbel Höhn, stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion.

Das Bundesamt für Risikoforschung (BfR) sieht im Auftreten von ESBL-bildenden Keimen in der Nutztierhaltung und in Lebensmitteln ein erhebliches Problem für den gesundheitlichen Verbraucherschutz. Auch wenn bislang wenig belastbare Daten darüber vorlägen, welche Rolle infizierte Lebensmittel beziehungsweise Tierbestände in der Landwirtschaft für die ESBL-Problematik beim Menschen spielen, belegten die vorliegenden Erkenntnisse deutlich ein Gesundheitsrisiko für den Menschen.