Steinbrück blitzt bei Merkel ab - Kanzlerin will nur ein TV-Duell
•
Lesezeit: 3 Minuten
Berlin. . Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigt SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück die kalte Schulter. Der forderte die Kanzlerin auf, sich mit ihr in mindestens zwei TV-Duellen zu messen. Doch Merkel winkt ab. Sie will nur einmal zum Schlagabtausch vor Millionenpublikum antreten.
SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück rüstet sich zum Wahlkampf mit Angela Merkel. Seit Monaten klagt er, dass die Kanzlerin ihm aus dem Weg gehe, in Bundestagsdebatten seinen Namen nicht nenne und jede direkte Auseinandersetzung scheue. Jetzt ruft er Merkel selbstbewusst in den Ring: Wenn es nach ihm ginge, würde er die Kanzlerin so oft wie möglich in Fernsehdebatten zur Rede stellen. „Ich plädiere für mindestens zwei Duelle mit Merkel“, hat Steinbrück am Mittwochabend in der SPD-Zentrale verkündet. „Ich bin gespannt, ob sie kneift“. Er wolle, so Steinbrück, „den unmittelbaren Vergleich mit Merkel.“
Schon Schröder bekam Absage
Die Antwort kam unerwartet schnell – mit einer wenig überraschenden Absage: 2005 und 2009 habe es auch nur ein TV-Duell gegeben, ließ Merkel gestern erklären. Sie sehe keinen Anlass, von dieser „Tradition“ abzuweichen. Tatsächlich hatte Merkel auch schon früher entsprechende Wünsche der Sozialdemokraten ausgeschlagen. Der damalige Kanzler Gerhard Schröder (SPD) versuchte 2005 vergeblich, sich mit seiner Herausforderin Merkel mehrmals im Fernsehen verbal zu duellieren – Merkel ließ, offiziell aus Termingründen, nur eine Begegnung zu. Ebenso hielt sie es als Kanzlerin 2009 gegen Herausforderer Frank-Walter Steinmeier.
Von einer Tradition kann ohnehin nicht die Rede sein: Fernseh-Diskussionen mit allen Spitzenkandidaten fanden zwar schon häufiger statt, echte Duelle von Kanzler und Herausforderer gibt es in Deutschland dagegen erst seit gut zehn Jahren. Amtsinhaber Schröder hat sich 2002 als erster Kanzler in den Ring gewagt, bei der Premiere maß er sich gleich zweimal mit Unions-Kandidat Edmund Stoiber – wobei sich der CSU-Politiker überraschend gut schlug.
Schon Willy Brandt forderte vergeblich den Amtsinhaber heraus
In den Jahrzehnten zuvor hatten es die amtierenden Kanzler dagegen stets abgelehnt, sich allein mit dem Herausforderer vor Kameras zu streiten. Seit SPD-Kandidat Willy Brandt 1969 vergeblich Kanzler Kurt-Georg Kiesinger zur TV-Debatte aufforderte, war es feste Übung, dass sich der Amtsinhaber verweigerte – Willy Brandt machte es 1972 so, Helmut Schmidt und Helmut Kohl folgten ihm. Sie fürchteten, ein solches Format werte den Herausforderer nur auf. Kohl lehnte ab 1990 sogar die Teilnahme an Diskussionen mit allen Spitzenkandidaten ab. Steinbrück ist vom Merkel-Kurs, den Herausforderer auf Distanz zu halten, wohl nicht überrascht – und reagiert wie viele Vorgänger: Merkel werde versuchen, auf roten Teppichen und Gipfeln zu glänzen und so spät wie möglich Wahlkampf zu machen, lästert der SPD-Mann.
Kanzlerkandidat Peer Steinbrück
1/32
Die Kanzlerin mache den durchsichtigen Versuch, sich ihm nicht zu stellen. „Merkel kneift“, schimpft auch SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles. Die Sozialdemokraten befürchten bereits, die Regierungschefin werde wie zur Bundestagswahl 2009 allen Kontroversen ausweichen, die Anhänger der Opposition einlullen und so von den Wahlurnen fernhalten. Steinbrück ärgert Merkels Haltung aber auch, weil er sich mit Wortwitz und Schlagfertigkeit im TV-Duell gute Chancen ausrechnet: Bei der NRW-Landtagswahl 2005 entschied er als als Ministerpräsident zwei Streitgespräche mit Herausforderer Jürgen Rüttgers (CDU)klar für sich. Allerdings: Die Wahl verlor Steinbrück, den Bundestrend gegen sich, trotzdem. Der Debatte mit Merkel blickt der Kanzlerkandidat gleichwohl hoffnungsvoll entgegen: „Ich freue mich drauf“, sagt Steinbrück.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.