Berlin. . SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat sich in der Kanzlergehalt-Debatte gewehrt und sein Verhalten als Aufsichtsrat des Thyssen-Krupp-Konzerns verteidigt. „Da sind hanebüchene Vorwürfe erhoben worden“, sagte er der WAZ-Mediengruppe. Er sei seinen energiepolitischen Zielen immer treu geblieben.

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat sich selbstkritisch zu einigen seiner umstrittenen Äußerungen der letzten Wochen, etwa zum Thema Kanzlergehalt, geäußert. „Die Alarmglocken haben bei mir nicht geläutet“, sagte Steinbrück der WAZ-Mediengruppe. „Aber eins ist mir wichtig: Ich habe aber mit keiner Silbe eine Erhöhung des Kanzlergehalts oder der Vergütung generell von Politikern gefordert. Das wurde mir untergeschoben“, so Steinbrück.

Er kündigte an, künftig „stärker über unsere Inhalte, über unsere Themen“ reden zu wollen. „Ich will allerdings auch bei meinem Stil bleiben: Sagen, was ich denke.“ Laut ZDF-Politbarometer wollen nur noch 25 Prozent der Wähler Steinbrück als Kanzler sehen. Selbst unter den SPD-Anhängern favorisieren ihn nur 63 Prozent. Im Dezember waren es noch 79 Prozent.

"Hanebüchene Vorwürfe"

Steinbrück verteidigte zudem sein Verhalten als Aufsichtsrat des Thyssen-Krupp-Konzerns. „Da sind hanebüchene Vorwürfe erhoben worden“, sagte er der WAZ-Mediengruppe. Ihm war vorgeworfen worden, dem Konzern eine politische Einflussnahme auf die Strompreise für die Industrie in versprochen zu haben.

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„Die SPD und ich setzen uns seit Jahren für die Erhaltung des Industriestandorts Deutschland mit seinen Hunderttausenden Arbeitsplätzen ein – die sind im Weltmarkt auch abhängig von Strompreisen“, erklärte Steinbrück. „Diese Position habe ich überall vertreten, als Aufsichtsrat, als Bundestagsabgeordneter und auch jetzt als Kanzlerkandidat.“ Es sei „wichtig für eine sichere und bezahlbare Energieversorgung zu sorgen, für Verbraucher aber auch für Industrieunternehmen im internationalen Wettbewerb“.

Spekulationen, Rot-Grün würde im Falle eines Siegs bei der Bundestagswahl die Steuern erhöhen und bei Unternehmen insbesondere auch die Substanz besteuern, nannte der SPD-Kanzlerkandidat „die übliche Geisterbeschwörung. Wir haben deutlich gemacht, dass wir dem Mittelstand keine Steuern aufbürden, die die Investitionsfähigkeit beeinträchtigen“.

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Gleichzeitig sprach der Sozialdemokrat sich dafür aus, „die Einnahmen des Staates zu verbessern, durch eine stärkere Besteuerung von Vermögen, Kapitaleinkünften und hoher Einkommen“.

Gespräche im Wohnzimmer

Steinbrück kündigte an, Mitte April sein Kompetenzteam für die Wahl zu benennen. Diese Mannschaft werde „paritätisch mit Frauen und Männern besetzt“. Zudem kündigte Steinbrück neue Formate für den Wahlkampf an: „Nächste Woche beginnen wir in Niedersachsen mit so genannten Wohnzimmergesprächen. Ich besuche Bürger und deren Gäste, vielleicht 20 Leute. Journalisten sind nicht dabei, aber die Gäste dürfen natürlich hinterher berichten, etwa in sozialen Netzwerken.“

Das Interview im Wortlaut.

Kanzlerkandidat Peer Steinbrück

Fünf Jahre lang gehörte Peer Steinbrück dem Kabinett von Heide Simonis in Schleswig-Holstein an, 1998 wechselte der gebürtige Hamburger nach NRW, wo er schon als Beamter gearbeitet hatte. Er wurde zunächst Wirtschafts- und Verkehrsminister unter Wolfgang Clement, der ihm hier die Hand schüttelt.
Fünf Jahre lang gehörte Peer Steinbrück dem Kabinett von Heide Simonis in Schleswig-Holstein an, 1998 wechselte der gebürtige Hamburger nach NRW, wo er schon als Beamter gearbeitet hatte. Er wurde zunächst Wirtschafts- und Verkehrsminister unter Wolfgang Clement, der ihm hier die Hand schüttelt. © dpa
Peer Steinbrück bei seiner Vereidigung im Landtag
Peer Steinbrück bei seiner Vereidigung im Landtag © dpa
Im Jahr 2000 wechselte Steinbrück ins Düsseldorfer Finanzministerium. Der Job machte ihm offenbar Spaß, obwohl er...
Im Jahr 2000 wechselte Steinbrück ins Düsseldorfer Finanzministerium. Der Job machte ihm offenbar Spaß, obwohl er...
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...wegen seiner Haushaltspolitik von der Opposition scharf kritisiert wurde. © dpa
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Selbstzufriedener Blick in die Zukunft: Als Ministerpräsident Wolfgang Clement als Gerhard Schröders "Superminister" nach Berlin wechselte, war... © dpa
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Als Ministerpräsident in NRW (hier bei der Vereidigung) kam auch der als distanziert geltende Steinbrück... © dpa
...nicht um Kontakt zum Wahlvolk herum. Offenbar machten ihm solche Termine, wie hier im Bergwerk Ost, sogar Spaß.
...nicht um Kontakt zum Wahlvolk herum. Offenbar machten ihm solche Termine, wie hier im Bergwerk Ost, sogar Spaß.
Naja, vielleicht immerhin ein bisschen. Er musste sich aber nicht jeden Tag schmutzig machen, denn als Ministerpräsident...
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...begrüßte Peer Steinbrück auch manch prominenten Gast, darunter auch Queen Elisabeth II.
...begrüßte Peer Steinbrück auch manch prominenten Gast, darunter auch Queen Elisabeth II. © Getty Images
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Fußball-Idol, Frauenschwarm oder beides? Auf einem Kongress für Mädchen- und Frauenfußball gibt Steinbrück ein Autogramm - stilecht auf dem Lederball. © Bongarts/Getty Images
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Peer Steinbrück mit dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder. Im Frühjahr 2005 hofften beide noch, dass... © Getty Images
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...die SPD in NRW an der Macht bleiben könnte. Dafür warf sich der knurrige Hanseat in den Wahlkampf, so wie hier in Duisburg. © Getty Images
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Der 22. Mai 2005 wurde für Peer Steinbrück und die SPD zum Tag der Wahrheit. Das Bild zeigt ihn mit seinen Töchtern und seiner Ehefrau auf dem Weg zur Wahlurne.Abends stand fest, dass... © Getty Images
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Der Wahlkampf in NRW ist zu Ende, doch quasi zeitgleich beginnt ein neuer: Denn Bundeskanzler Gerhard Schröder ruft nach der Wahlniederlage seiner SPD in NRW zu Neuwahlen des Bundestags auf. © Getty Images
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Die vorgezogene Bundestagswahl im Herbst 2005 machte Angela Merkel zur Kanzlerin und Peer Steinbrück zum Finanzminister. Im November... © Getty Images
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Damals noch als Team, heute sind sie Gegner: Steinbrück und Merkel. © Getty Images
Fußballfan Peer Steinbrück beim WM-Halbfinale 2006 im Dortmunder Stadion.
Fußballfan Peer Steinbrück beim WM-Halbfinale 2006 im Dortmunder Stadion. © Bongarts/Getty Images
Peer Steinbrück bei einer Kabinettssitung mit der damaligen Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU).
Peer Steinbrück bei einer Kabinettssitung mit der damaligen Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU). © Getty Images
Seit 37 Jahren ist Peer Steinbrück mit seiner Frau Gertrud verheiratet. Das Bild zeigt sie beim Besuch des Bundespresseballs.
Seit 37 Jahren ist Peer Steinbrück mit seiner Frau Gertrud verheiratet. Das Bild zeigt sie beim Besuch des Bundespresseballs. © Getty Images
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Steinbrück beim Tanz mit Boxerin Regina Halmich. © Bongarts/Getty Images
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In der Finanzkrise wurde Finanzministerminister Steinbrück für die Kanzlerin immer wichtiger. Im Oktober 2008 garantierten sie den Bundesbürgern: Die Spareinlagen sind sicher. Damit verhinderte die Regierung einen möglichen Sturm auf die Banken, der einen Kollaps der Wirtschaft hätte bedeuten können. © Getty Images
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Ende September fiel dann die Entscheidung zugunsten von Steinbrück. Auf einem Nominierungsparteitag bestätigten die Mitglieder seine Kandidatur mit großer Mehrheit. © Getty Images
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Bis zur Bundestagswahl muss Steinbrück noch Überzeugungsarbeit beim Wähler leisten: Noch liegt Angela Merkels CDU deutlich vor Steinbrück und der SPD. © Getty Images
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