Berlin. . Der Kandidat soll aus dem Rampenlicht rücken. Die Partei setzt nun mehr auf Inhalte, ergab die Vorstandsklausur in Potsdam. Nach dem Erfolg in Niedersachsen geht die SPD optimistisch in den Bundestagswahlkampf. Besonders die neue Macht im Bundesrat soll der Partei Flügel verleihen.
Mehr Wohnungen, weniger neue Straßen: Die SPD hat für den Fall einer Regierungsübernahme im Bund ein milliardenschweres Programm zum Wohnungs- und Städtebau angekündigt – zu Lasten auch von Verkehrsinvestitionen.
Mit fünf Milliarden Euro jährlich soll in Großstädten der soziale Wohnungsbau gefördert und die Stadtentwicklung unterstützt werden, kündigte SPD-Chef Sigmar Gabriel bei einer SPD-Vorstandsklausur in Potsdam an. Das Geld will die SPD zur Hälfte durch Umschichtungen im Etat des Bundesbauministeriums aufbringen, was auch Kürzungen bei Straßenbau-Investitionen bedeuten würde.
Zum Auftakt der Klausur bekräftigte Gabriel, die SPD wolle sich verstärkt um Wähler der Linken und der Piratenpartei bemühen. Er erneuerte auch eine Absage an ein rot-rot-grünes Bündnis mit der Linkspartei auf Bundesebene. Gabriel sprach von einer „entspannten“ Stimmung in der SPD-Spitze, doch warnten Führungsmitglieder intern auch vor Übermut nach dem knappen Wahlsieg in Niedersachsen.
Kanzlerkandidat Peer Steinbrück
1/32
Vom Stolperstart erholen
Schon gibt es neue Debatten über die Rolle von Kanzlerkandidat Peer Steinbrück. Es mehren sich die Hinweise, dass sein Spielraum im Wahlkampf jetzt noch weiter begrenzt wird, nachdem die SPD die Landtagswahl nicht mit Steinbrücks Hilfe, sondern trotz seiner Pannenserie gewonnen hat. So zeichnet sich eine Neugewichtung ab: Die SPD wird Steinbrück aus dem Rampenlicht ziehen, bis er sich vom Stolperstart erholt hat – stattdessen sollen nun die Themen stärker in den Vordergrund rücken.
Im Zentrum steht demnach das Thema soziale Gerechtigkeit mit Forderungen etwa nach Mindestlohn, Solidarrente oder mehr Bildungsinvestitionen. Dass es auf die Inhalte ankomme, nicht auf die Beliebtheit des Spitzenkandidaten, habe die Niedersachsen-Wahl gezeigt, heißt es nun in der SPD-Führung. Während Steinbrück bei Rundreisen durch Deutschland und politischen Gesprächen im Ausland Kandidaten-Routine erwerben soll, wird in der Parteizentrale am Wahlprogramm gefeilt, das ein Parteitag am 14. April in Augsburg verabschieden wird.
Kompetenzteam soll Wahlkampf organisieren
Kurz davor werden wohl auch die Mitglieder des „Kompetenzteams“ vorgestellt, die im Wahlkampf an Steinbrücks Seite für inhaltliche Schwerpunkte des Programms stehen sollen. Erstmal will die SPD-Spitze aber einige Programmideen mit rund 400 Wählern bei einem Bürgerkonvent am 1. und 2. März beraten.
Die Teilnehmer wurden beim „Bürgerdialog“ ausgewählt, den die Partei mit offenbar zu großen Erwartungen im September gestartet hatte. 1,3 Millionen Postkarten ließen die Genossen bundesweit verteilen, auf denen sich Bürger mit Ideen zu Wort melden sollten. Doch auch nach 330 Veranstaltungen und massiver Internet-Präsenz gingen bis Dezember nur etwa 20 000 Vorschläge für das Programm in der SPD-Zentrale ein; inzwischen ist von 40 000 Zuschriften die Rede.
Neues Motto: „Politik von unten“
Bestätigt sieht sich die Parteispitze dennoch bei ihrem Wahlkampfkonzept der „Politik von unten“, auch durch die Erfahrungen in Niedersachsen. So will die SPD in der heißen Wahlkampfphase ab Mitte August verstärkt auf Hausbesuche und Diskussionen mit kleineren Gruppen von Wählern setzen. Auch Peer Steinbrück ist dafür vorgesehen. Der direkte Kontakt zu den Wählern könne eine „neue Glaubwürdigkeit“ herstellen, glauben die Kampagnenplaner.
Steinbrück soll demnach die soziale Kompetenz der Partei mit seinem Profil als Wirtschaftsfachmann ergänzen. „Er muss die Themen mit ökonomischer Kompetenz fahren“, sagt Parteichef Gabriel. Aber noch mehr erwartet die SPD-Spitze nach Steinbrücks Stolpereien jetzt Disziplin vom Kandidaten: „Er muss aufpassen“, hat Gabriel erklärt, „dass ihm die Fehler nicht wieder passieren.“
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.