Tel Aviv. . Syrien reagierte empört auf angebliche Raketenangriffe Israels. Iran und Russland üben scharfe Kritik. Ein syrischer Diplomat warnte das Nachbarland vor einer möglichen „überraschenden Antwort“. Die Furcht vor einer Eskalation im Nahen Osten wächst, doch die israelische Regierung schweigt eisern.
Nicht nur die Verbündeten des syrischen Diktators Baschar Assad waren außer sich vor Wut: Nachdem offizielle syrische Berichte mitteilten, Israel habe ein militärisches Forschungszentrum unweit von Damaskus bombardiert, zwei Mitarbeiter getötet und fünf verletzt, schäumte der Nahe Osten.
Damaskus reichte im Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen eine offizielle Beschwerde ein. Russland verdammte den „unprovozierten Angriff“, der „nicht hingenommen werden kann, egal welche Motive hinter ihm standen“. Selbst die Arabische Liga, sonst Assads Regime gegenüber feindlich eingestellt, verurteilte „Israels Aggression“.
Syrien droht mit Vergeltung
Die Reaktionen schürten Ängste vor einer Eskalation. Syriens Botschafter im Libanon warnte, Damaskus könne „überraschend Vergeltung“ üben. Irans Stellvertretender Außenminister Ali Akbar Salehi drohte, Tel Aviv müsse mit „verheerenden Konsequenzen“ rechnen. Nur Israel hüllte sich in Schweigen: „Kein Kommentar“, hieß es beim Armeesprecher lakonisch. Selbst redefreudige Politiker weigerten sich kategorisch, zu den Ereignissen im Nachbarland Stellung zu nehmen.
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Denn im Prinzip hatte Jerusalem schon alles gesagt. „Täglich“, so teilte Luftwaffenchef Amir Eschel erst am Wochenende mit, arbeite man daran, Gefahren zu beseitigen – in nächster Nähe und in weiter Entfernung, wie es vieldeutig hieß. Minister warnten offen, jeder Versuch Syriens, der libanesischen Hisbollah-Miliz Waffen von strategischer Bedeutung zu übergeben, werde notfalls mit militärischen Mitteln verhindert.
Genaue Angriffsziele bleiben ein Rätsel
Das Amt des Premiers ließ durchsickern, dass Benjamin Netanjahu sogar während der Wahlen intensive Beratungen zum Thema Syrien abgehalten habe. Die Armee verlegte zwei Raketenabwehrbatterien in den Norden. Die Zeichen für eine bevorstehende Eskalation im Norden verdichteten sich für die Bewohner so sehr, dass sich immer mehr Israelis vorsichtshalber Gasmasken besorgten.
Wer in Syrien angriff und was er dabei traf, bleibt freilich ein Rätsel. Syriens Regime schlachtete den Angriff für eigene Propagandazwecke aus. Er beweise, dass Israel und die syrischen Rebellen kooperierten und dieselben Ziele verfolgten, hieß es aus Damaskus. Israel habe den Komplex erst angegriffen, nachdem Attacken der Rebellen abgewehrt worden seien.
Israelische Experten schenkten den syrischen Berichten hingegen keinen Glauben. Vielmehr sei ein Waffenkonvoi zerstört worden, der moderne Luftabwehrraketen vom Typ SA-17 an die libanesische Hisbollah-Miliz liefern sollte. Assad wolle mit den irreführenden Stellungnahmen seine russischen Verbündeten täuschen, die ihm die Waffen mit der Auflage geliefert hatten, sie nicht weiterzugeben.
Russland warnt USA und Türkei
Erst Anfang der Woche war Jakob Amidror, Netanjahus Berater für Nationale Sicherheit, nach Moskau zu Gesprächen geflogen, und hatte dabei die Gefahren thematisiert, die daraus erwüchsen, wenn Syriens modernes Waffenarsenal in die falschen Hände fiele. Russlands scharfe Reaktion wurde deswegen als Warnung an die USA und die Türkei gewertet, nicht in Syriens Bürgerkrieg einzugreifen.
Die meisten Experten nahmen jedoch die Drohungen Syriens und der Hisbollah gelassen. Sie verwiesen darauf, dass ein ähnlicher Angriff im September 2007, als Israel einen geheimen syrischen Atomreaktor zerstörte, von Assad tatenlos hingenommen wurde.