Kamen. .
Das Echo war deutlich. Beim Neujahrsempfang des IGBCE-Bezirks in der Stadthalle kam SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück gestern bei 600 Zuhörern an als ambitionierter Verfechter sozialer Fragen, als treuer Freund des Bergbaus und als Fürredner industrieller Strukturen.
Nur einen Seitenhieb auf die Debatten um seine Person aus den Vorwochen erlaubte sich Steinbrück. Die Frage nach Deutschlands Zukunft in der Champions- League moderner Staaten ließ ihn auf seinen Lieblingsverein kommen. Im Aufsichtsrat des BVB werde er auf jeden Fall bleiben, kündigte Steinbrück an und erntete auch dafür viel Beifall.
Eingestimmt hatten Werksorchester und Ruhrkohle-Chor die Besucher. Peer Steinbrück fühlte sich offenbar zu Hause in Kamen und der Stadthalle. Nostalgie erfülle ihn hier, räumte er bei der Rückkehr in seinen früheren Landtagswahlkreis ein.
Er habe eine sehr konkrete Vorstellung davon, was die Schließung des letzten Bergwerks der Region für Menschen und Kommunen hier bedeute, so Steinbrück. Er wisse was es heißt, wenn die Zahl der Schlaglöcher zunimmt und ein Freibad geschlossen werden muss. Den Verzicht auf die Kohle als Energieressource halte er weiterhin für falsch.
Dass Deutschland im Vergleich der umliegenden Staaten da stehe wie Alice im Wunderland sei kein Zufall, sondern dem immer noch hohen industriellen Anteil hier geschuldet und der reduzierten, aber immer noch starken Facharbeiterschaft. Andere Staaten hätten viel zu sehr auf Finanzdienstleistungen gesetzt und sich von deren Trägern erpressbar gemacht.
Steinbrück versuchte, das eigenständige Profil der SPD zu schärfen. Er kritisierte das bisherige Management der Energiewende und die vielfältigen Zuständigkeiten dafür in Bundesministerien. „Das wird es mit mir nicht geben“, stellte er klar.
Rede überzeugte Gewerkschafter
Als zynisch geißelt er Konzepte aus Berliner Regierungsparteien bei den Themen Altersarmut, Pflegekosten und Niedriglöhne. Hier habe die SPD längst Konzepte präsentiert. Ein flächendeckender Mindestlohn von 8,50 Euro sei etwas anderes als Lohnuntergrenzen außerhalb tariflicher Regelungsbereiche. Bei der Rente müsse es eine ausreichende Solidarrente nach 45 Versicherungsjahren geben. Und beim Kindergeld wolle die SPD deutliche Verbesserungen statt des „Schwachsinnsprojektes Betreuungsgeld“.
In dem sieht er einen Rückfall in Familienvorstellungen der 50er Jahre. Gleiche Bezahlung von Männern und Frauen will er sicher stellen und Ungleichheit im Gesundheitswesen stoppen, zu dem wachsende Barleistungsforderungen in den Praxen beitrügen. Für die Kommunen sei mehr finanzielle Unterstützung nötig, als bisherige Ansätze gebracht hätten.
Bei den Zuhörern kam Steinbrück an. IGBCE-Ortsverbandsvorsitzender Peter Holtmann zeigte sich überzeugt, auch der ehemalige Monopol-Betriebsrat Wolfgang Junge. Holtmann ist sicher: Steinbrück werde Wort halten.