Dortmund. . Die Landesregierung prüft, ob zusätzliche Tempolimits auf den Autobahnen in NRW nötig sind. Sie will die Bevölkerung stärker vor Lärm schützen, der durch schnell fahrende oder stark beschleunigende Fahrzeuge ausgelöst wird. Bei einem Feldversuch auf der A 45 wird zwei Jahre lang getestet, wie ein reduziertes Tempo sich auswirkt.
Der Mercedes hatte Tempo 246 drauf. 100 km/h waren erlaubt. Erst in der vergangenen Woche hat die Polizei den Fahrer der Nobelmarke auf der A 45 im Dortmunder Süden geblitzt.
Radau wegen zu hoher Geschwindigkeit und zu starker Beschleunigung: Dagegen gehen immer mehr Bürgerinitiativen an Rhein und Ruhr auf die Barrikaden. Sie beklagen sich besonders im Sommer, wenn „Sportwagen und Motorräder unterwegs sind“, sagt der Arnsberger Regierungspräsident Gerd Bollermann (SPD). Sein Vize Volker Milk: „An zehn bis 15 Autobahnabschnitten sind Bürgerinitiativen für Lärmschutz aktiv.“
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Drei Anträge im Revier
Lärm ist also nicht nur an der A 45 ein Thema, sondern auch an der Autobahn 2 im Dortmunder Norden und bei Hamm/Rhynern. Drei Anträge liegen im westlichen Revier vor, so das dort zuständige Düsseldorfer Regierungspräsidium. Initiativen fordern Tempo 80 auf der Mintarder Ruhrbrücke der A 52 und im Bereich der A 44 bei Essen-Heisingen. Sie werden noch geprüft. Positiv entschieden ist über die Einführung einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 Stundenkilometern auf der Fleher Rheinbrücke in der Landeshauptstadt.
Doch die bisherige Rechtsgrundlage, solche Limits anzuordnen, ist dünn. Sie sind in Unfallschwerpunkten problemlos möglich. Mit der Lärmschutz-Begründung sind sie aber oftmals zahlreichen Klage-Drohungen ausgesetzt. Das will der Arnsberger Regierungspräsident im Auftrag der Landesregierung ändern. Es kommt in Zusammenarbeit mit dem Bochumer Ingenieurbüro BBW und der Ruhr-Universität zu einem Großversuch auf der Autobahn 45 zwischen den Kreuzen Dortmund West und Dortmund/Witten. Der Vertrag wurde am Montag unterschrieben.
Raser zu laut
Zwei Jahre werden hier auf zwölf Kilometern Strecke Messungen erfolgen, zeitweise auch Tempo 100 eingeführt und vor allem die Anwohner befragt, wie sie Verkehrslärm empfinden. Der Verdacht: Nicht der ständige Verkehrsstrom ist es, der stört, sondern „Lärmspitzen“ durch Raser und die, die zu kräftig beschleunigen. Am Ende soll es völlig neue Bewertungsmaßstäbe für Tempo-Begrenzungen geben, zu denen auch das subjektive Lärmempfinden der Anwohner zählt. „Wir wollen“, so Bollermann, „im dichtbevölkerten Ruhrgebiet eine Reduzierung der Lärmspitzen“.