Berlin. Die Bundesregierung beschäftigt in ihren Ministerien viele Mitarbeiter nur befristet. Der Anteil der befristeten Verträge ist in mehreren Ministerien deutlich höher als im bundesweiten Durchschnitt. Das gilt etwa für das Gesundheits-, das Wirtschafts- und das Verbraucherschutzministerium.

Die Bundesministerien und Bundesbehörden setzen stark auf befristete Arbeitsverhältnisse. Der Anteil befristeter Beschäftigter lag nach einer Übersicht des Bundesinnenministeriums im Gesundheitsministerium im Dezember bei mehr als einem Drittel, wie die "Berliner Zeitung" berichtete. Auch das Verbraucherschutzministerium und das Wirtschaftsministerium kämen mit rund 20 Prozent auf ungewöhnlich hohe Werte.

Bundesweit seien derzeit dagegen etwa zehn Prozent aller Arbeitsverträge in der Wirtschaft und im öffentlichen Dienst befristet, heißt es in dem Bericht. Kritik an dieser Praxis übte die Linkspartei, die die Daten von der Bundesregierung erfragte.

Ministerien weisen die Vorwürfe zurück

"Befristete Beschäftigung ist unsichere Beschäftigung pur", sagte Jutta Krellmann, Sprecherin für Arbeit und Mitbestimmung in der Bundestagsfraktion der Linkspartei. Die schwarz-gelbe Bundesregierung befördere mit ihrer eigenen Beschäftigungspolitik die Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt.

Selbst das von Ursula von der Leyen (CDU) geführte Arbeitsministerium weist den Angaben zufolge mit gut elf Prozent eine überdurchschnittliche Quote auf. Insbesondere die Bundesarbeitsministerin, die sich gerne als Vorkämpferin von guter Arbeit präsentiere, sich fragen lassen müsse, warum sie in ihrer eigenen Verantwortung ganz andere Praktiken zulasse, kritisierte Krellmann.

Arbeitsministerium sieht Grund bei angeschlossener Behörde

Das Bundesarbeitsministerium wies die Vorwürfe als irreführend zurück. Der hohe Wert erkläre sich durch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, die als Bundesoberbehörde beim Arbeitsministerium mitgerechnet werde. Diese Einrichtung beschäftige zahlreiche Doktoranden und andere Wissenschaftler, für die befristete Arbeitsverhältnisse üblich seien.

Im Ministerium selber liege der Anteil mit acht Prozent deutlich niedriger. Ähnlich rechtfertigte auch das Bundeswirtschaftsministerium seinen hohen Wert. Auch hier verzerrten Behörden mit vielen Wissenschaftlern den Durchschnitt, hieß es zur Begründung. (afp)