Freiburg. Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch beklagt eine Zunahme von Gewalt in der Gesellschaft und fordert mehr Engagement für Frieden ein. In Deutschland zeige sich nahezu täglich die menschliche Aggression, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz in seiner Weihnachtspredigt.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, hat den Massenmedien eine Mitschuld an der Verrohung der Umgangsformen zugewiesen. "Wir brauchen gar nicht nach Amerika zu gehen, um Amokläufe zu erleben", sagte der katholische Erzbischof am Dienstag in seiner Weihnachtspredigt in Freiburg laut Redetext. "Menschliche Aggression zeigt sich auch bei uns nahezu täglich: ob als häusliche Gewalt, ob auf Straßen und Plätzen", kritisierte Zollitsch. Als Beispiele nannte er die brutale Prügelattacke am Berliner Alexanderplatz im November und Eskalationen in Schulen und Fußballstadien.

Zu viel Action an Weihnachten im Fernsehen

Er fuhr fort: "In einem Land, in dem Fernsehsender sogar an Weihnachten stundenlang Action-Streifen und brutale Thriller ausstrahlen, wo Scharfschützen- und Gangster-Filme am Fest der Liebe und des Friedens viele Wohnzimmer beherrschen, darf uns das eigentlich nicht überraschen." Zollitsch warnte zudem vor verbalen Gewaltausbrüchen: "Worte können zerstörerisch, ja tödlich wirken." Im Internet würden Menschen unter dem Deckmantel der Anonymität verleumdet und entwürdigt.

"Wir dürfen nicht übersehen: Gewalt beginnt bereits mit verbaler Entgleisung und hasserfülltem Reden", sagte Zollitsch. Worte könnten "zerstörerisch, ja tödlich wirken". Vor dem Bundestagswahljahr 2013 mahnte Zollitsch auch die Politiker zu einem fairen Umgang miteinander. Es führe zu Verwundungen, "wenn der politische Gegner zum Feind gemacht wird und die Diskussion nicht mehr der Sache dient, sondern der Demontage des Kontrahenten".

Erzbischof appellierte an die Menschen, für Frieden zu kämpfen

Zollitsch hob in seiner Predigt die Aussöhnung mit Frankreich hervor. "Als Kind musste ich selbst brutal erleben, was Krieg, Vertreibung und Flucht bedeuten. Umso dankbarer bin ich, dass Versöhnung und Frieden in Europa tatsächlich möglich wurde." Dieses Gut dürfe nicht im Streit um die umstrittenen Euro-Rettungspakete infrage gestellt werden. "Was wir alle ersehnen: ein Europa als Gemeinschaft aus vielen Völkern, Nationen und Sprachen, das auch in finanziell und wirtschaftlich schwierigen Zeiten getragen ist von Solidarität und Frieden", sagte der Erzbischof.

Der Erzbischof appellierte an die Menschen, für Frieden zu kämpfen: "Die Gabe des Friedens wird uns zur Aufgabe gegeben. Eine Gesellschaft, die sich dieser Aufgabe nicht stellt, ist eine arme Gesellschaft - auch wenn sie materiell noch so reich wäre." (dpa/dapd/afp)