Velbert. . Schon seit nahezu zehn Jahren ist Rolf Breitbarth – übrigens just für eine weitere Amtszeit wiedergewählter – Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Niederberg.

Schon seit nahezu zehn Jahren ist Rolf Breitbarth – übrigens just für eine weitere Amtszeit wiedergewählter – Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Niederberg. Der 63-Jährige stammt aus einer saarländischen Bergarbeiterfamilie und ist auch Pfarrer in der ev.-ref. Kirchengemeinde Wülfrath. Heute hat Breitbarth Dienst: Um 23 Uhr ist Christmette zusammen mit der Kantorei. „Ich hoffe, es gibt eine gute Predigt“, sagte Rolf Breitbarth mit dem ihm eigenen Humor, als er sich vor dem Fest zum Gespräch mit WAZ-Redakteur Klaus Kahle traf.

Wenn Sie schon im September sehen, wie die ersten Weihnachtsmärkte aufgebaut werden und Schoko-Nikoläuse die Verkaufsregale bevölkern, was geht dann in Ihnen vor?

Breitbarth: Dann wird mir wirklich schlecht.

Nervt Sie der ganze Rummel ums Fest auch so sehr wie zunehmend viele andere Menschen?

Er nervt mich insofern, dass viele Lieder der permanenten Musikberieselung mit dem eigentlichen Weihnachten so herzlich wenig zu tun haben. Das trägt nicht dazu bei, dass die Menschen für dieses Fest offen werden, so wie es doch eigentlich sein sollte.

Welchen Stellenwert hat Weihnachten in Ihrem ganz persönlichen Jahresablauf?

Ich bin ein richtiger Weihnachtsfreak, trotz allem. So habe ich eine dicke Sammlung mit Weihnachtsbilderbüchern, in denen das schöne Kindliche – nämlich das Unbefangene und Vertrauensvolle – so herrlich herauskommt.

Und was wünschen Sie sich zu Weihnachten?

Dass es meiner Familie, also vor allem meinen Kindern und deren Familien, gut geht. Dass ihre Lebensfreude von den Zukunftsängsten nicht erdrückt wird. Und dass sie ein Leben haben, das froh macht, und dass sie ihre Aufgabe finden. Und ich wünsche mir die Liebe meiner Frau.

Blicken wir in die Bibel: Welche Weihnachtsgeschichte ist Ihnen am liebsten – und warum?

Eigentlich die Geschichte des Lukas. Weil sie die Ironie enthält, dass sich unter einem mächtigen Kaiser in einem entlegenen Winkel die Welt verändert wird. Ohne seinen Einfluss. Und weil diese Geschichte in sehr schlichten Worten erzählt: Gott greift ein. Drittens: Weil Jesus arm zur Welt gekommen ist und sich die Armen deshalb nicht ausgeschlossen fühlen müssen. Gerade einer sozialen Randgruppe, nämlich den Hirten, ist als erste gesagt worden: Gott will Euch froh machen.

Wie würden Sie einem völlig ahnungslosen Menschen den Kern der Botschaft kurz darlegen?

Ich würde ihm sagen: Weihnachten ist der konkrete Beweis dafür, dass Dein Leben nicht verloren ist, sondern Sinn hat – nämlich eine hoffnungsvolle Liebe.

Und was können Sie jemandem mit auf den Weg geben, der mit dem christlichen Glauben so überhaupt nichts zu tun hat?

Ich würde ihm kein schlechtes Gewissen machen, sondern sagen, dass ich damit gut leben kann, dass er nicht glauben kann. Und egal, ob er glaubt oder nicht: Weihnachten ist auf jeden Fall ein Hoffnungsimpuls, dass nicht alles beim Alten bleibt.

Muss man bei Ihnen auch Sorge haben, dafür abgekanzelt zu werden, dass man nur an Heiligabend in die Kirche geht?

Nein, das wäre ja völliger Quatsch. Denn Weihnachten ist ja schließlich eine einladende Botschaft.

Wenn Sie an die letzten Jahre zurückdenken – was war da das schönste Weihnachtserlebnis?

Die Geburt unserer jüngsten Tochter am ersten Weihnachtstag 1985. Wir haben mit unseren anderen Kindern im Kreißsaal Weihnachten gefeiert. Vier Jahre später ist eine Rumänin nach dem Heiligabend-Gotttesdienst zu mir gekommen und hat gesagt, ihre Eltern verhungern in Kronstadt. Das war der Anfang der Rumänienhilfe.

Was glauben Sie, ist Weihnachten zukunftsfähig?

Na klar, weil Gott zukunftsfähig ist.