Langenfeld/Berlin. Vier Tage nach dem versuchten Bombenanschlag in Bonn ist noch immer kein Tatverdächtiger gefasst; die Diskussion um Verantwortlichkeiten für (fehlende) Videoaufzeichnungen dagegen voll entbrannt.

Vier Tage nach dem versuchten Bombenanschlag in Bonn ist noch immer kein Tatverdächtiger gefasst; die Diskussion um Verantwortlichkeiten für (fehlende) Videoaufzeichnungen und politische Konsequenzen dagegen voll entbrannt.

Einer der drei Verdächtigen, nach denen die Ermittler suchen, stammt offenbar aus Langenfeld. Soviel immerhin sei bekannt, berichtete der WDR. Bei dem dunkelhäutigen Mann, der die Tasche mit dem Sprengsatz am Gleis abgestellt hat, soll es sich hingegen um ein Mitglied der Bonner Islamistenszene handeln, heißt es in der FAS. Der aus Somalia stammende Abdirazak B. soll Verbindungen zu Al-Kaida haben.

Sprengsatz mit Konstruktionsfehler

Laut „Spiegel“ haben nur Unzulänglichkeiten der Bombenbauer eine Katastrophe am Bonner Bahnhof verhindert. Demnach war der Zünder des Sprengsatzes bereits ausgelöst. Er funktionierte aber nicht, weil der Strom aus den Batterien offenbar zu schwach war. Doch selbst bei einer erfolgreichen Zündung wäre die Bombe wegen eines Konstruktionsfehlers nicht detoniert, sondern hätte eine „potenziell tödliche Stichflamme“ verursacht.

Pikanterweise gibt es keine Aufzeichnungen vom Bahnsteig, die helfen könnten, die Fast-Katastrophe zu rekonstruieren. So wurden Videobilder der Überwachungskameras zwar an die Sicherheitszentrale übermittelt, aber nicht gespeichert. Nun schieben sich Deutsche Bahn und Bundespolizei gegenseitig den Schwarzen Peter zu. „Am Bonner Bahnhof hatten wir von der Bundespolizei keinen Auftrag für Videoaufzeichnungen“, sagte ein Bahn-Sprecher der „Bild am Sonntag“. Die Bundespolizei kritisierte fehlende Aufzeichnungskapazitäten bei der Bahn. Offenbar sind beide Seiten für das Fehlen verantwortlich. Denn laut „Spiegel“ hatten sie sich darauf geeinigt, nur an zentralen Bahnhöhen Videobilder zu speichern. Der Bonner gehörte dazu offenbar nicht.

Streit über Konsequenzen

Unterdessen streitet die Politik über Konsequenzen. „Wir brauchen keine neue Debatte über Strafverschärfungen oder mehr Videoüberwachung“, sagte FDP-Generalsekretär Patrick Döring. „Vielmehr sind effektive Sicherheitsbehörden nötig, die den Fall aufklären.“ Damit reagierte Döring auf Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU), der mehr Videoüberwachung an Bahnhöfen will. „Es ist ein populistischer Reflex, jetzt wie Friedrich schnell eine einfach Lösung zu fordern, um der Bevölkerung ein falsches Gefühl von Sicherheit zu geben“, sagte Grünen-Chef Cem Özdemir der WAZ-Mediengruppe.