Bochum. . Als die Zechen in Bochum zu sterben begannen, setzte die Stadt auf Opel, um Bergleuten eine Perspektive zu geben. In Hochzeiten beschäftigten die Werke in Laer und Langendreer 20.000 Menschen.

Opel„Die Firmengeschichte der Adam Opel AG“, sagt Opel über Opel, „gleicht einem spannenden Roman, den man nicht besser erfinden könnte.“ Nun. Das kommt, weil der Konzern über sich selbst am liebsten eine Erfolgsgeschichte erzählt. Doch ist sie jahrelang eher Krimi gewesen und endet nun wohl ohne Happy End.

Die Alten können noch davon erzählen: wie sie in Bochum, der Stadt, in der das „O“ im Namen wie das Firmenlogo mit einem Blitz durchzogen ist, 600 Motoren bauten pro Schicht. Oder 700 Karosserien lackierten. Der Kadett A ist das erste Auto, das in Langendreer vom Band läuft, für 5075 Mark.

Zechensterben kostet Tausende Arbeitsplätze

Die Stadt soll das einen dreistelligen Millionenbetrag gekostet haben damals, mitten in der Krise: 17.500 Arbeitsplätze verlor Bochum mit seinen Zechen zu Beginn der 60er-Jahre, die Ansiedlung auf den Brachen galt als größte Industrie-Gründung nach dem Krieg – und es gab sie nicht umsonst.

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Opel will in Bochum keine Autos mehr bauen. Die Mitarbeiter sind schockiert.
Von Maximilian Löchter mit dapd/rtr

Flächen mussten erworben, Verkehrswege gebaut werden; Opel-Mutter GM nahm für das Werk 1,1 Milliarden D-Mark in die Hand. Am 10. Oktober 1962 wird eröffnet, in den Hochzeiten gibt es in Bochum über 20 000 Opelaner. „Opel ist Ruhrgebiet, und das Ruhrgebiet bin ich“, sagt kürzlich noch ein Auszubildender im Werk.

Anfang der 80er aber bricht die Erfolgskurve ein: Die Ölkrise macht, dass Opel erstmals rote Zahlen schreibt, es gibt erste Entlassungen. Der rigide Sparkurs belastet die Qualität, Fehler im häufig wechselnden Management und Geldnöte der amerikanischen Mutter GM drücken die Zulassungs-Zahlen und damit auch die der Mitarbeiter.

Nur noch 6000 Opelaner

Bis 2004 reduziert sie sich in Bochum auf 6000 Arbeitsplätze, es kommt zu Streiks. Es wird ein typisches Bild für die vergangenen Jahre – Opelaner in gelben T-Shirts, wütende Autobauer an den Werkstoren bei immer demselben Protestwetter: Es dräuen dunkle Wolken über Laer und Langendreer.

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2008 schlägt auch bei Opel die Finanzkrise zu, Bochum wird sich davon nicht mehr erholen. Aber es kämpft. Gegen die allgemeine Schwäche der Autobranche, gegen die Pleite, die gar nicht seine ist, sondern die der Konzernmutter in den USA. Man verhandelt eine Loslösung, nimmt Einschnitte hin bei den Löhnen, im Februar 2009 sagt der damalige NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU): „Ich kann mir kein Konzept vorstellen, das von der Schließung eines Opel-Werks in Deutschland ausgeht.“ Sie sind jetzt noch gut 5000.

Viele Kämpfe ausgefochten

Im Juni meldet die WAZ die „Rettung für Opel“: Der Staat bürgt, ein Investorenkonsortium unter dem österreichisch-kanadischen Autozulieferer Magna einigt sich auf das Modell „Opel Neu“. Es gab auch ein anderes in der Schublade: Es sah das Ende für Opel in Bochum vor. „Opel bleibt!“, frohlockt die Politik, doch das bleibt ein Gerücht.

Nach einigem Hin und Her mag sich GM doch nicht von der europäischen Tochter trennen, Magna sagt ab, und den kämpferischen Opelanern geht die Kraft aus. „Aussichtslos“, sagen sie. „Alles Sch. . .“ Und: „Kann sein, dass sie dichtmachen.“

Bochums unermüdlicher Betriebsratschef Rainer Einenkel richtet sie wieder auf: „Die Beschäftigten“, sagt er im November 2009 am Werkstor, das nun schon so viel Verzweiflung gesehen hat, „lassen sich ihr Werk nicht schließen!“ Am Montag haben sie dieses Mantra wiederholt. Sie sind jetzt noch etwas mehr als 3000. Samstag ist die Feier zum 50-jährigen Jubiläum.