Gaza. . Nach acht Tagen erbitterter Kämpfe und zäher Vermittlungsbemühungen haben sich Israel und die Hamas darauf verständigt, die Waffen schweigen zu lassen. Die Feuerpause trat am Mittwochabend in Kraft und löste im Gazastreifen Jubel und Begeisterung aus. Bisher scheint sie zu halten.
Nach über einer Woche schwerer Kämpfe zwischen Israel und der Hamas haben die Menschen im Gazastreifen am Mittwochabend das Inkrafttreten einer Waffenruhe gefeiert. Das Abkommen war unter internationalem Druck und mithilfe Ägyptens ausgehandelt worden. Der ägyptische Außenminister Mohammed Kamel Amr verkündete die Einigung bei einem gemeinsamen Auftritt mit US-Außenministerin Hillary Clinton in Kairo. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bestätigte die Übereinkunft. Er habe der Feuerpause nach einem Gespräch mit US-Präsident Barack Obama zugestimmt, teilte Netanjahus Büro mit.
Auf den Straßen in Gaza-Stadt fielen sich die Menschen vor Freude über das Ende der Bombardements in die Arme, "Gott ist groß" schallte es aus den Lautsprechern der Moscheen. Einige verteilten Süßigkeiten, andere schwenkten Fahnen der Hamas. Nach Beginn des Waffenstillstands mit der Hamas im Gazastreifen hat die israelische Armee am Donnerstag 55 Palästinenser im besetzten Westjordanland festgenommen. Unter den mutmaßlichen Extremisten befänden sich auch führende Köpfe verschiedener Palästinenser-Fraktionen, teilte das Militär mit. Die Armee werde weiterhin alles daran setzen, um Angriffe von palästinensischen Terroristen auf israelische Städte zu verhindern.
Lob für ägyptischen Vermittler Mursi
Die zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas vereinbarte Waffenruhe ist in der Nacht zum Donnerstag von beiden Seiten eingehalten worden. Lediglich kurz nach Beginn der Feuerpause am Vorabend wurden nach Angaben der israelischen Polizei noch vereinzelt Raketen auf Südisrael abgefeuert, zu Schaden kam jedoch niemand. Der UN-Sicherheitsrat rief die Konfliktparteien zur Achtung der Vereinbarung auf.
US-Präsident Barack Obama dankte dem ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi für seine Vermittlung zwischen Israelis und Palästinensern. Er lobte in einer Mitteilung des Weißen Hauses in Washington insbesondere dessen "persönliche Verhandlungsführung". Zudem betonte Obama die "enge Partnerschaft" zwischen Washington und Kairo.
Der UN-Sicherheitsrat rief Israel und die Hamas in einer Erklärung dazu auf, die Feuerpause ernst zu nehmen. Zudem forderte das Gremium gemeinsame Anstrengungen der Weltgemeinschaft, um den Menschen im Gazastreifen "zusätzliche Nothilfe" zur Verfügung zu stellen. Auch der Sicherheitsrat lobte Mursi für die Vermittlung der Waffenruhe.
Die Vereinbarung sieht zunächst einen Stopp aller Angriffe vor, gefolgt von Verhandlungen über einen dauerhaften Waffenstillstand. Auch die Grenzübergänge zum Gazastreifen sollen bald wieder geöffnet werden. Ziel ist, den Grenzverkehr für Waren und Menschen zu vereinfachen - das Gebiet steht seit Jahren unter israelischer Blockade. Überwacht werden soll das Abkommen von Ägypten.
Israel hatte am Mittwoch vergangener Woche eine Militäroffensive gegen Ziele im von der Hamas kontrollierten Gazastreifen begonnen, um damit Raketenbeschuss von palästinensischer Seite zu stoppen. Alle Bemühungen um eine Waffenruhe zerschlugen sich zunächst, so zuletzt am Dienstag. Unter Vermittlung Ägyptens wurde am Mittwoch in Anwesenheit Clintons in Kairo weiter verhandelt.
Mehr als 150 tote Palästinenser in jüngstem Konflikt
Die Feuerpause erwies sich zunächst als stabil. Nach Angaben der israelischen Polizei wurden zwar nach ihrem Inkrafttreten nochmals zwölf palästinensische Raketen auf Südisrael abgefeuert, verletzt oder getötet wurde jedoch niemand. In den Straßen des Gazastreifens feierten die Menschen ausgelassen das Abkommen. Hamas-Chef Chaled Maschaal sagte, Israel habe seine Ziele verfehlt.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte nach einem Telefonat mit Obama, sein Land wolle der ägyptischen Initiative "eine Chance geben". Insgesamt wurden seit dem Beginn der israelischen Offensive mehr als 150 Palästinenser und fünf Israelis getötet, etwa tausend weitere Menschen wurden zudem verletzt.
Das vorläufige Ende der Gewalt wurde international mit Erleichterung aufgenommen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte, er hoffe, dass beide Seiten nun auch die noch offenen Fragen für einen dauerhaften Waffenstillstand klären würden. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) erklärte, alle Seiten seien nun gefragt, aus der Feuerpause einen stabilen Waffenstillstand zu machen. (dapd/afp/rtr)