Berlin. Spezialkommandos der Länder und die Eliteieinheit GSG 9 trainieren für den Fall von Massengeiselnahmen. Das hat der hessische Innenminister Bouffier in einem Medienbericht bestätigt. Er warnt von Massengeiselnahmen durch Terroristen, die so den Afghanistan-Rückzug erzwingen wollen.
Frankfurt/Main. Der hessische Innenminister Volker Bouffier hat vor Massengeiselnahmen durch islamistische Terroristen vor der Bundestagswahl gewarnt. Man müsse jedes Szenario in Betracht ziehen und sich entsprechend vorbereiten, sagte der CDU-Politiker der «Bild»-Zeitung. «Es hat nichts mit Panikmache, aber sehr viel mit Vorsorge zu tun, wenn sich die Polizeien von Bund und Ländern auch auf die Möglichkeit einer Massengeiselnahme vorbereiten.»
Dem Bericht zufolge bestätigte Bouffier, dass die Eliteeinheit GSG 9 der Bundespolizei und die Spezialeinsatzkommandos der Länder für den Fall von Massengeiselnahmen trainieren. Es sprächen alle Erkenntnisse dafür, dass islamistische Terroristen den Bundestagswahlkampf spektakulär nutzen wollten, um mit Anschlägen den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan zu erzwingen. «Wir wissen nicht, wann und wo sie zuschlagen werden.» Aber Deutschland stehe eindeutig im Fadenkreuz. Das Terrornetz Al Kaida wolle massiven Schaden anrichten.
Die in Deutschland bekannteste Geiselnahme mit terroristischem Hintergrund ereignete sich 1977, als die Lufthansa-Maschine «Landshut» nach Afrika entführt wurde. Mit der Aktion sollten Häftlinge der Roten-Armee-Fraktion freigepresst werden. Bei der Befreiungsaktion in Mogadischu überlebten alle Geiseln.
Einsatz der Bundeswehr gefordert
Wegen der Terrorgefahr sprach sich Bouffier dafür aus, Islamzentren und Moscheen bei Bedarf schärfer zu überwachen. «Bei Hinweisen auf eine konkrete Gefährdung kann man keinen Ort ausschließen», wurde der Minister zitiert. Man brauche in den islamischen Gemeinden Vertrauensleute, die auffällige Personen melden sollten. «Das hat nichts mit Denunziation zu tun, sondern mit Vertrauensbildung.»
Bouffier bekräftigte die Forderung der Union nach klaren Regeln für gemeinsame Einsätze und Übungen von Polizei und Bundeswehr. Es gehe nicht darum, Soldaten zu Hilfssheriffs zu machen. «Bei Gefahr im Verzug muss es möglich sein, dass es zum Beispiel direkten Funkkontakt der Einsatzleitung zum Piloten eines Abfangjägers gibt und man sich nicht mit Händewinken verständigen muss.»