Wiesbaden. Deutschland wird bei kriminellen Organisationen als Geldwäsche-Standort immer beliebter. So seien vergangenes Jahr über 12.000 Anzeigen in dem Bereich eingegangen. Auch Machthaber aus arabischen Regimes hätten ihr Geld in Deutschland investiert, vor allem in Immobilien. Internationale Behörden kritisieren den laxen Umgang mit Geldwäsche.
Für kriminelle Organisationen wird Deutschland als Standort für Geldwäsche zunehmend beliebt. Das BKA meldet für 2011 mit 12.668 Verdachtsanzeigen einen Höchststand. Sogar Regierungsmitglieder der gestürzten Regime in Ägypten und Tunesien haben nach den Rebellionen in ihren Ländern versucht, ihre Schwarzgeld-Vermögen in Deutschland in Sicherheit zu bringen und hier „weiß“ zu waschen, bestätigt BKA-Chef Jörg Ziercke in Wiesbaden. Die Vermögen der arabischen Regime seien vor allem in Immobilien angelegt worden. Sie seien von deutschen Behörden beschlagnahmt worden. Was mit den Anlagen passiert und wem sie zurück gegeben werden müssen, werde geprüft, so das BKA.
BKA: Anhaltender Trend zu Geldwäsche in Deutschland
Das BKA, das 2011 gegenüber 2010 erneut einen Zuwachs von fünf Prozent der Verdachtsfälle registriert hat, spricht von einem anhaltenden Trend. Im ersten Halbjahr 2012 sind beim BKA weitere 6798 Anzeigen eingegangen. Die Trefferquote dieser Anzeigen ist hoch. Rund 50 Prozent führen die Ermittler zu Vermögen, das aus Betrugsfällen, Rauschgiftkriminalität, Prostitution und Steuerhinterziehung stammt. Einige deuten auch auf die Finanzierung terroristischer Organisationen mittels „Spenden“ hin.
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Die Fahnder stellen fest, dass der elektronische Geldverkehr, bei dem das Bezahlen mit so genannten „Vouchern“ vorgenommen wird, von Geldwäschern zunehmend genutzt wird. Das BKA warnt normale Konteninhaber vor einem Engagement als „Finanzagent“. Privatpersonen werden dabei meist über Kleinanzeigen verlockt, ihre Konten gegen Provision für eine „einfache Geldüberweisung“ zur Verfügung zu stellen.
Das BKA und die Bundesaufsichtsbehörde für Finanzdienstleistungen (Bafin) wollen erreichen, dass die Banken, aus deren Reihen 95 Prozent der Hinweise auf Geldwäschevorgänge kommen, bei Einzahlungen und Kontenbewegungen schärfer hinsehen. So setzt die Bafin Genossenschaftsbanken und Sparkassen unter Druck und will bei ihnen Sonderprüfungen durchführen, weil deren interne Geldwäsche-Prüfer kaum Auffälligkeiten feststellen.
Internationale Behörden wie die OECD haben Deutschland in der Vergangenheit wegen des laxen Umgangs mit Geldwäschedelikten kritisiert. Die OECD schätzt, dass hier jährlich 50 Milliarden Euro schmutziges Geld gewaschen werden. Nur ein halbes Prozent der Summe werde sichergestellt.