Gladbeck. Obwohl das neue Schuljahr noch gar nicht begonnen hat, hat so mancher Gladbecker Lehrer sicher schon jetzt insgeheim die erste „Sechs“ vergeben. Nach Düsseldorf, zur rot-grünen Landesregierung. Denn dort teilte das Innenministerium auf kleine Anfrage der FDP mit, dass die Lehrerrinnen und Lehrer im Land keinen Anspruch auf einen Parkplatz am Dienstort, also der Schule, haben. Und schon gar nicht auf einen kostenlosen Stellplatz.
Die Entscheidung über die Einführung kostenpflichtiger Lehrerplätze, trifft allein die Kommune. Künftig fürs Parken löhnen könnten die Lehrkräfte über eine monatliche Gebühr, oder über speziell aufgestellte Parkuhren. Der Griff in die Lehrerbörse als eine sinnvolle Zusatzeinnahme für die klamme Gladbecker Stadtkasse?
„Das Thema gebührenpflichtige Lehrerparkplätze ist eine der zahlreichen Möglichkeiten, die im Rahmen des Stärkungspaktes und der nötigen Einsparungen auch in der Gladbecker Verwaltungsspitze um den Bürgermeister diskutiert werden“, sagt Stadtsprecher Peter Breßer-Barnebeck. „Eine Entscheidung, ob hier Gebühren für Lehrerparkplätze eingeführt werden, ist aber noch nicht getroffen.“
In anderen Städten ist man da schon weiter. In Hagen muss gezahlt werden und auch der Kölner Stadtrat hat Ende Juni beschlossen, eine erste Testphase im Stadtteil Porz zu starten. Erwartet werden allein hier zusätzliche Einnahmen von jährlich 100 000 Euro.
An städtischen Tarifen orientieren
In Duisburg haben die Pfennigfuchser 480 000 Euro Zusatzeinnahmen errechnet, das Projekt Lehrerparkplatz wurde aufgrund heftiger Proteste aber verschoben. In Bonn ist indes klar, die Lehrer sollen löhnen. Orientieren will man sich dabei an den Tarifen für städtische Mitarbeiter: 41 Euro für einen überdachten, 28 Euro für einen Freiluftparkplatz.
„In Gladbeck werden Parkgebühren bislang nur im direkten Innenstadtbereich erhoben, und da gibt es keine Schulen“, sagt Peter Breßer-Barnebeck. Ob man diese Regelung der Parkgebühren künftig nur für bestimmte Bereiche und Flächen ausweiten will, müssen wir noch intensiv diskutieren, da deren Unterhaltung die Stadt ja auch Geld kostet.“
Generell nehme die Verwaltungsspitze alle Vorschläge aus den Ämtern auf, die sich auf das Sparpaket beziehen. Ende des Monats werde dazu der Ratspolitik eine Vorschlagliste vorgelegt. Breßer-Barnebeck: „Die gebührenpflichtigen Lehrerparkplätze sind dann eines von vielen Themen, die wir weiter diskutieren werden.“
Für städtische Mitarbeiter hält die Stadt einige kostenlose Parkplätze am Rathaus vor. „Aber nur für diejenigen, die im Sinne der Öffentlichkeit häufig im Außendienst unterwegs und auf ihren Wagen angewiesen sind, beispielsweise Mitarbeiter des Ingenieur- oder Ordnungsamtes.“ Alle übrigen Mitarbeiter der Stadt würden bei Anreise mit dem Privat-Pkw auf öffentlichen Flächen parken, „oder selbst einen Stellplatz aus eigener Tasche bezahlen“.
Selbst, wenn alle der rund 680 in Gladbecker Schulen beschäftigten Lehrkräfte mit dem Auto anreisen und eine Parkplatz zahlen würden, gibt der Stadtsprecher zu bedenken, käme eine Jahreseinnahme heraus „die das Budget der Stadt nur ein wenig entlasten würde“. Die Redaktion hat nachgerechnet: 680 mal fiktiver 30 € Monatsgebühr ergäbe 20 400 €; auf zwölf Monate hochgerechnet 244 800 €.
Meinungen der Rektoren
Rektor Daniel Kroll, Werner-von-Siemens-Realschule: „Hier ist der Parkdruck schon groß“, denn der Lehrerparkplatz biete nur etwa Platz für 70 Prozent der 33 Kollegen.“ Natürlich könne man argumentieren, „dass Stadtangestellte auch fürs Parken zahlen“. Andererseits würden Lehrer, je nach Fachrichtung regelmäßig drei bis vier volle Taschen oder Kartons mit Materialien anschleppen, „wo es sinnvoll und nötig ist, einen Parkplatz an der Schule zu haben“.
Rektorin Alrun Ten Have, Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule: Trotz großem Kollegium von 105 Lehrkräften sei die Parksituation entspannt, „da sich im direkten Schulumfeld ja zwei große Parkplätze befinden, die tagsüber von dem Lehrern und abends von den Anwohnern genutzt werden.“ Die Lehrkräfte zu Kasse zu bitten, „würde sicherlich zu keinem Jubel führen“. Man solle sich dazu als Beispiel großen Firmen vor Augen führen, „die ihren Mitarbeitern ganz selbstverständlich kostenlose Parkplätze zur Verfügung stellen“. Und bei kostenpflichtigem Schulparkplatz bestünde doch die Gefahr, „dass die Lehrer die Nebenstraßen der Wohngebiete anfahren und dort den Parkdruck erhöhen“.
Rektor Klaus Bunse, Berufskolleg Gladbeck: Dass die Parksituation „eher unauffällig ist“, dafür hat der Rektor selbst gesorgt, indem er 70 selbst gefertigte Parkkarten an die Kollegen für den Lehrerparkplatz ausgegeben hat. „Damit hier keine Schüler parken“. Für die Stellplätze abzukassieren, „würde sicher einen Sturm der Entrüstung geben, da der Parkplatz an der Herderstraße ja einst extra für die Schule gebaut worden ist“.