Hamburg/Berlin. Verschiedene Medien berichten, dass ein mutmaßlicher Helfer des NSU-Terrortrios jahrelang als Informant für das Berliner Landeskriminalamt gearbeitet haben soll. Er soll die Zwickauer Neonazis mit Sprengstoff versorgt haben. Was mit den Informationen des Kontaktmannes geschah, bleibt bislang unklar.
Ein mutmaßlicher Helfer des NSU-Terrortrios hat einem Medienbericht zufolge offenbar jahrelang als Informant für das Berliner Landeskriminalamt (LKA) gearbeitet. Wie das Portal "Spiegel Online" am Donnerstag berichtete, versorgte der heute 44-Jährige das Trio nach eigenen Angaben Ende der 90er Jahre mit Sprengstoff. Von 2000 bis 2011 soll er dann dem LKA als Quelle gedient haben. Der Mann ist dem Bericht zufolge einer der 13 Beschuldigten, gegen die die Generalbundesanwaltschaft im Zusammenhang mit der Mordserie der NSU ermittelt.
Bei mindestens fünf Treffen mit der Polizei soll der Mann den Beamten Hinweise auf die untergetauchten NSU-Mitglieder gegeben haben, die er 1998 zuletzt gesehen haben will. Im Jahr 2002 wies er die Polizisten demnach darauf hin, sie sollten sich zum Aufspüren des Trios auf einen aus Sachsen stammenden Produzenten rechtsextremer Musik konzentrieren.
LKA erfuhr erst dieses Jahr von V-Mann-Tätigkeit
Von der früheren V-Mann-Tätigkeit des Beschuldigten für das Berliner LKA erfuhr die Bundesanwaltschaft erst im März 2012. Im Juli informierte die Behörde demnach den NSU-Untersuchungsausschuss. Dieser wiederum erfuhr erst am Donnerstag von den Vorgängen beim Berliner LKA.
Was mit den Informationen des Kontaktmannes geschah, ist laut "Spiegel Online" unklar. Denkbar wäre, dass Berlin sie an die Fahnder in Thüringen weitergaben, die nach den untergetauchten Rechtsextremisten Uwe Mundlos, Uwe Bönhardt und Beate Zschäpe fahndeten.
Ein als geheim eingestufter Bericht des Berliner Innensenators Frank Henkel (CDU), den er am Donnerstag an den Ausschuss sandte, bestätige lediglich die zehnjährige Kooperation des Mannes mit dem LKA. Das Bundesamt für Verfassungsschutz erklärte seinerseits, alle Erkenntnisse zu dem Mann an den U-Ausschuss übermittelt zu haben.
Auch andere Medien berichten von LKA-Mitarbeitern als NSU-Helfern
Die "Berliner Zeitung" berichtete in ihrer Freitagsausgabe ebenfalls von einem mutmaßlichen Unterstützer der Terrorzelle, der für das LKA gearbeitet haben soll. Die Zeitung stützte sich auf ein Fax des LKA Berlin an das Bundeskriminalamt vom 22. August 2001 mit einem entsprechenden Hinweis, gab aber einen anderen Namen für den mutmaßlichen V-Mann an.
Der Beschuldigte soll 1998 den Auftrag bekommen haben, den Untergetauchten eine Schusswaffe zu besorgen. Zudem soll er ab 2000 in telefonischem Kontakt zu einer Mittelsperson des Trios gestanden und Versorgungsaufträge erledigt haben. (afp)