Duisburg. . Der tödliche Angriff eines Tigers im Kölner Zoo auf seine Pflegerin hat eine Debatte über Raubtierhaltung ausgelöst. Die Tierschutzorganisation „Peta“ forderte die Haltung von Großkatzen zu verbieten. Andere Tierschützer sind indes nicht so rigoros.
Nach der tödlichen Attacke auf eine Tierpflegerin im Kölner Zoo geraten Tierparks erneut in die Kritik. Die Tierrechtsorganisation „Peta“ fordert die Haltung von Großkatzen in zoologischen Einrichtungen „aus Gründen des Tier- und Menschenschutzes zu verbieten“. Die Hamburger Wissenschaftlerin Birgit Pfau-Effinger meint, die Zeit der Zoos sei vorbei. „Sie sind nicht geeignet, größere Säugetiere artgerecht zu halten,“ sagte sie der WAZ. Das meinen auch die Tierschützer von Animal Public. Am Samstag hatte in Köln ein Tiger seine 43-jährige Pflegerin getötet.
Allerdings sind nicht alle Tierschützer so rigoros. Jörn Ehlers, Pressesprecher der Umweltstiftung WWF, hält die meisten in Zoos gehaltenen Tiger wegen der viel zu kleinen Gehege zwar für verhaltensgestört, gesteht den Einrichtungen aber trotzdem eine wichtige Rolle beim Artenschutz zu. Er spricht von einem großen Lerneffekt. „Hätte es den Besucher-Star Knut nicht gegeben, wüssten heute wesentlich weniger Menschen etwas mit dem Klimawandel anzufangen“, sagt er im WAZ-Gespräch. Zoos hätten dazu beigetragen, vom Aussterben bedrohte Tiere zu retten. „In deutschen Zoos wurde das als ausgestorben geltende Przewalski-Wildpferd gezüchtet“, erklärt Peter Dollinger, Geschäftsführer des Verbandes deutscher Zoodirektoren. Das Pferdchen sei inzwischen in seiner mongolischen Heimat erfolgreich ausgewildert worden.
34,5 Millionen Zoo-Besucher im vergangenen Jahr
Zoos erfreuten sich in Deutschland einer hohen gesellschaftlichen Akzeptanz. Seit 1990 seien die Besucherzahlen in den 50 deutschen Zoos um zwei Prozent jährlich gestiegen. „2011 kamen 34,5 Millionen“, so Dollinger.
Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft war die Tigeranlage in Köln gut gesichert. Menschliches Versagen endete wahrscheinlich in der Katastrophe. Zu dem Unglück kam es, weil die Pflegerin möglicherweise vergessen hatte, das Tier vor der Reinigung des Geheges einzusperren. Zoodirektor Pagel, der auf Facebook für seinen finalen Todesschuss zum Teil rüde angegriffen wurde, konnte laut Ehlers nicht anders handeln. „Bis die Betäubung wirkt, vergehen fünf bis zehn Minuten.“ Weil niemand wusste, ob die Pflegerin noch lebte, habe der Zoodirektor nicht anders handeln können.