Berlin. Wer führt die Grünen in den Bundestagswahlkampf? Im Wettstreit um die Spitzenkandidatur haben am Freitag Fraktionschefin Renate Künast und Kathrin Göring-Eckardt ihr Interesse angemeldet. Auch Jürgen Trittin und Claudia Roth wollen kandidieren. Unstimmigkeiten gibt es darüber, ob eine Doppelspitze oder ein mehrköpfiges Team die Grünen anführen soll.

Nach Jürgen Trittin, Claudia Roth und Katrin Göring-Eckardt erhebt nun auch Grünen-Fraktionschefin Renate Künast Anspruch auf eine Führungsrolle im Bundestagswahlkampf. "Ich bewerbe mich, eine der beiden Spitzenkandidaten zu werden", sagte Künast am Freitag der "Süddeutschen Zeitung". Sie wolle damit "einen Beitrag dazu leisten, dass die Grünen ihr Spitzenergebnis von 2009 noch einmal toppen" und auf diese Weise "die schwarz-gelbe Koalition ablösen" können.

Zuvor hatten Fraktionschef Jürgen Trittin und Parteichefin Claudia Roth angekündigt, für eine Doppelspitze bereitzustehen. Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt warb hingegen am Freitag in einer persönlichen Erklärung für eine Führungsmannschaft. Göring-Eckardt wandte sich damit gegen Pläne, mit nur zwei Spitzenkandidaten anzutreten.

Länderrat soll über weiteres Vorgehen entscheiden

Bis zum 2. September müssen alle Bewerber für die Spitzenkandidatur bekannt sein. Dann soll ein Länderrat entscheiden, wie es mit der Kandidatenkür weitergeht. Künast sagte der "SZ", neben der Urwahl sei auch eine Wahl auf einem Bundesparteitag möglich. Sie bevorzuge keines der beiden Verfahren. Göring-Eckardt dagegen warnte vor einer Urwahl. Diese löse keine Begeisterung aus. Sie würde sich aber einer Urwahl nicht verweigern.

Göring-Eckardt will auch dann antreten, falls ihr Vorstoß für ein Wahlkampfteam verworfen wird und es bei der Doppelspitze bleibt. Damit scheint eine Urwahl des grünen Spitzenduos für die Bundestagswahl im Herbst 2013 sicher.

Künast lehnt die Teamlösung ab

Die Benennung eines "Spitzenteams" könnte die "Lähmung und Selbstbeschäftigung" der Partei beenden, argumentierte Göring-Eckardt, die auch Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Gemeinsames Ziel sei es, 2013 Schwarz-Gelb abzulösen und einen "echten Neuanfang mit der SPD einzuleiten". "Für dieses Ziel will ich mit aller Kraft und allen meinen Möglichkeiten in einem Grünen-Spitzenteam kämpfen", schrieb die Grüne in ihrer Erklärung.

Künast lehnt eine Teamlösung offenkundig ab. Sie bewerbe sich darum, "eine der beiden Spitzenkandidaten" zu werden, sagte die Fraktionsvorsitzende dem Blatt und fügte hinzu: "Es geht um eine Funktion auf Zeit, bei der zwei Köpfe weiter vorne stehen und motivieren müssen." Wie groß die Chancen von Künast sind, ist unklar. Bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus 2011 war sie als Spitzenkandidatin angetreten und hatte das Ziel der Grünen verfehlt. Danach wurde sie parteiintern zum Teil heftig kritisiert. (dapd/rtr)